Hier wird der Selbstbau eines gedeckten Schmalspur–Güterwagens im Maßstab 1:22,5
beschrieben (Nenngröße IIm).
Die Baubeschreibung ist so umfangreich, dass sie den Rahmen einer Seite sprengen würde.
Im ersten Teil wurden Vorbild und Fahrwerk
besprochen. Dort gibt es auch eine Zeichnung des Modells. Thema des zweiten Teils waren
Wagenkasten, Dach und die Türkonstruktionen.
Hier geht es nun um die Fertigstellung des Fahrwerks, die Verbindung zum Wagenkasten, die
Wagenkastenstützen sowie die Lackierung, Beschriftung und Endmontage.
Abschnitte dieser Seite:
An den Pufferbohlen werden nun die Nachbildungen der Original–Kupplungen angebracht
(ohne Laschen, weil die mit der Modellkupplung kollidieren würden). Das lässt sich jedoch später noch ändern beziehungsweise ganz umbauen.
Eine funktionsfähige Kupplung lässt nicht dem Original entsprechend nicht ohne weiteres
bauen, weil die Ausgleichswaage beim Vorbild hinter der Pufferbohle liegt. Dort läuft aber quer
der Federdraht des Puffers. Die Materialstärke der Kupplungsschäfte ist auch zu klein, um diese
für den Draht zu schlitzen und hinter diesem eine Ausgleichswaage zu bauen. Eine Möglichkeit,
die Kupplung funktionsfähig zu bauen, besteht darin, Puffer mit Spiralfedern zu verwenden.
Im nächsten Schritt werden die Bremshähne mit Achsen und Griffen versehen
und in die vorbereiteten Bohrungen der Pufferbohle geklebt. Die Schlauchimitationen werden wie
bei den anderen Modellen aus einem Stück Kabel–Isolierung geschnitten und bei der Endmontage
aufgeklebt. Die Bremskupplungen selbst entfallen zunächst, da sie später einmal als Messing–Gussteil
nachgerüstet werden sollen. Solche Kupplungen werden beispielsweise von Fremde Seite
Scheba mit der Teile–Nummer 300.014.000 und der Bezeichnung „Schlauchkupplung” angeboten.
Nun müssen die senkrechten Teile der Wagenkastenstützen,
die im Rahmenlängsträger liegen, an den richtigen Stellen aufgeklebt und mit Nietimitationen
versehen werden - ist der Wagenkasten nämlich aufgesetzt, sind diese Stellen nicht mehr
erreichbar. Wenn's trotzdem passiert ist: Keine Panik. Bringen Sie die Nietimitationen erst in den
Streifen an und kleben Sie diese dann auf. Das geht noch und ist statisch egal.
Ähnlich ist es mit den äußeren Nieten der Wagenkastenstützen. Es ist viel einfacher, sie vor dem Verkleben mit dem Fahrgestell einzupassen.
Dann kommt der große Moment. Fahrgestell und Wagenkasten werden gründlich versäubert und miteinander verklebt.
Es ist auch mit einem Pinsel kaum möglich, so große Klebeflächen fertig einzustreichen, ohne dass
der erste Auftrag schon abbindet. Das ist auch gar nicht nötig. Es genügt, an einigen Stellen der
inneren Fahrwerks–Platte kleine Löcher zu bohren, durch die später Klebstoff oder
Universalverdünnung fließen kann. Fahrwerk und Aufbau werden dabei zunächst nur im Bereich der Pufferbohlen und Längsträger verklebt.
Dann müssen die waagerechten Teile der acht Wagenkastenstützen aus Polystyrol–Streifen
von 4 mm Breite angefertigt und eingeklebt werden.
Die letzten 24 Niete an den U– und Eck–Profilen bei den Pufferbohlen werden gesetzt.
Am Fahrwerk fehlen nun noch die Trittstufen. Deren Halter werden zunächst an den Rahmenlängsträgern
befestigt. Sie müssen unbedingt aus Messing sein. Geeignet ist zum Beispiel
1,3 mm–Rundmaterial, das einseitig ausgeglüht
und dort im Schraubstock flachgequetscht wird. Dieses Stück lässt sich dann gut in die Form der Aufspann–Platte bringen.
Nicht ganz Vorbild–gerecht, aber viel einfacher ist es, auf den Draht rechtwinklig eine
Aufspann–Platte mit vorbereiteten Nietbohrungen aufzulöten. Dann besteht auch keine
Gefahr, dass der Draht beim Abwinkeln bricht. Für die Unterseite (Befestigung des
Trittstufen–Bretts) ist die Quetsch–Feil–Technik jedoch gut geeignet. Das Ausglühen
hat natürlich den Nachteil, dass die Stangen butterweich werden. Auch darum erscheint die zweite Technik sinnvoller.
Weitere Tipps zum Thema gibt's auf der Seite zum Thema Trittstufen.
Das Brett selbst kann durchaus aus Polystyrol oder sogar Echtholz gefertigt werden,
wenn es im Original aus Holz war (was bei dieser Länge wahrscheinlich ist). Die Trittstufe
muss knapp 8 mm über die Verbrettungs–Lage hinausragen
und liegt in der Höhe etwa in der Mitte zwischen Schienenoberkante und Wagenboden–Unterkante.
Ein Problem bei allen Lösungen ist die feste Verbindung des „Bretts” und der
Halter. Diese wird am besten so hergestellt, dass auf die Halter plan ein Stück Blech
aufgelötet wird, das im Original die Holzschrauben aufnahm. Dadurch ergibt sich hinten auch genug Höhe für den Abschlusswinkel der Trittstufe.
Hier fand sich eine andere Lösung. Die Halter wurden nach der zweiten Methode gebaut und
unten lediglich flachgefeilt. Dann wurden sie dort je zweimal mit jeweils
0,8 mm Durchmesser aufgebohrt. Die Trittstufe besteht
aus einer Kiefernleiste 10 × 1 mm mit einem senkrecht dahinter geklebten Polystyrol–„Flacheisen”
3 × 0,5 mm. Die Stufe wurde auf die angebrachten Halter geklebt und dann mit
0,8 mm–Messingdraht verstiftet.
Das Holz sollten Sie (nach dem Verkleben!) unbedingt mit Schnellschleifgrund behandeln,
damit es nicht spant. Wird der relativ dünn aufgetragen, kleistert er die Maserung
nicht zu, ergibt aber trotzdem eine stabile Kunststoff–Schicht - und damit auch die erwünschte Wetterfestigkeit.
Fleissige Naturen können nun noch an der Wagenkastenseite, an der die Elektronik
liegt, „richtige” Schlussscheibenhalter mit dem typischen Dorn anbringen.
Zwei zusätzliche Steckdosen in der Stirnwand, die innen nur mit Kupferlackdraht
angeschlossen sind, können dann auch vorbildgerechte Zugschlusslaternen zum
Leuchten bringen. Auf die Anschlüsse wurde hier verzichtet, weil erstens die Steckdosen
der Pufferbohlen nicht so sehr weit von den Schlussscheibenhaltern entfernt sind und zweitens
die Halter ja auch für Schlussscheiben statt Laternen verwendet werden können.
Zum besseren Verständnis: An den Pufferbohlen sind Halter für die von
LGB® angebotenen
Zugschlusslaternen - die flache Füße in der Mitte unter jeder senkrechten Wand haben.
Damit ist der Modellbau an Fahrwerk und Aufbau abgeschlossen.
Die „Lackierung” beginnt vor dem Entfetten damit, dass zumindest alle vorspringenden
Messingteile (Radlaufschienen, Rollen, Griffstangen, Schlusscheibenhalter, Riegelfallen und so weiter)
mit einem guten Brüniermittel wie zum Beispiel „Pariser Oxyd” geschwärzt werden.
Beim Waschen und Entfetten lassen sich nämlich erstens die Aufträge des Schwarzfärbebads vom Polystyrol
teilweise abwaschen, da es chemisch nur mit Kupfer und Silber reagiert (und Eisen zum Rosten bringt), zweitens
bildet das Oxyd auf den Metalloberflächen eine Haftungs–mindernde
Schicht kleiner Partikel (ähnlich einem Pulver). Sie müssen vor der Lackierung ebenfalls abgewaschen werden.
Nach dem Schnellschleifgrund–Auftrag sollten die Trittstufen aus Holz von aufgerichteten Fasern befreit werden (mit 280er Schleifpapier).
Fahrwerk samt Aufbau, Klappen, Dach, Türen und Drehgestelle werden versäubert und entfettet.
Das geht durchaus bequem mit Spül– oder Waschmittel, heißem Wasser und Bürsten. Nach der
Trocknungszeit (die wegen Hohlräumen und Kapillaren großzügig bemessen sein sollte) werden
die Klappen eingelegt und die Türöffnungen von innen abgeklebt.
Dann wird das Dach in Frischhaltefolie eingewickelt, aufgesetzt und nur mit den stirnseitigen
Stiften gesichert. Die Buchsen der Steckdosen sollten mit eingeschobenen Kupferstiften
geschützt werden. Dafür eignen sich Reste der Drähte von Widerständen.
Nun können Fahrwerk und Aufbau durchgehend mattschwarz gespritzt werden, bei den Türen nur
der Teil mit den Griffstangen und Rollenhaltern. Die Einachs–Drehgestelle und Radsätze werden
ebenfalls schwarz gespritzt. Bei den Radsätzen sollten Sie zumindest die äußeren Spurkranzteile und Laufflächen vorher abgekleben.
Sobald der Lack grifffest ist, werden Dach, Klappen und Abklebungen entfernt. Das Dach wird
außen und unten um den inneren Rahmen herum mit dem Pinsel grau lackiert. Sobald es trocken ist,
wird dort und oben abgeklebt und der innere Teil hellgrau oder weiß gespritzt.
Die Teergewebe–Imitation aus Schleifpapier kann - Spritzpistole vorausgesetzt - mit einem ganz dünnen Schleier hellgrau überzogen werden.
Die Türen und Klappen werden erst innen grau und dann außen braun abgesetzt. Dabei kam hier
Revell® Nr. 84 zum Einsatz.
Dann werden die Flacheisen innen im Wagenkasten schwarz angemalt und die Bretterflächen außen dunkelbraun
abgesetzt. Das Kreideanschriften–Feld darf mit einer sehr dünnen Mischung aus Anthrazit–Farbe
nachbehandelt werden. Es wirkt dann so, als seien noch Reste abgewaschener Kreide darauf.
Es folgt die graue Bretterfarbe innen im Wagenkasten und auf dem Boden. Die Farbe des Bodes
darf ein wenig schmutziger ausfallen als die der Wände, beispielsweise durch Zugabe von
etwas ocker zum Grau. Auch außerhalb der Rahmenlängsträger unten sollten die
Bodenbretter grau gestrichen werden. Da die Wagenkastenstützen diese nicht berühren,
ist das kein Problem. Wer mag, kann auch die noch sichtbaren Teile der inneren
Fahrwerksgrundplatte unten innen grau streichen. Das macht sich recht gut, wenn das
Modell - beispielsweise auf einer Brücke - einmal von unten eingesehen werden kann. Die Fotos zeigen auch die realistische Wirkung.
Die Griffe der Bremshähne und der des Löseventils erhalten rote Farbe. Den Abschluss
bilden die weißen Bremsecken etwas oberhalb des vierten Bretts von unten.
Die Scheibenräder sollen auch Farbe bekommen, da sie viel zu sehr glänzen. In der Praxis hat es
sich bewährt, außer den Achsen auch die Rückseite der Radkränze - die extrem hoch sind - zu
lackieren, und zwar so, dass nur ein Teil des Spurkranzes glänzend bleibt. Die Räder wirken dadurch wesentlich unauffälliger.
Ein wichtiger Hinweis vorab. Die hier gezeigten Eigenbau–Modelle in der
Ausführung der Deutschen Reichsbahn (alt) wurden teilweise falsch beschriftet. Bei Schmalspur–Güterwagen wurde nicht - wie bei Regelspur–Fahrzeugen -
der Gattungsbezirk des Wagentyps angeschrieben, sondern die Reichsbahn–Direktion,
der der Wagen gehörte. Das Gattungszeichen entfiel zumindest zuweilen. Leider gibt es nur sehr wenige Vorbildfotos aus dieser Zeit.
Bei so kurzen gedeckten Güterwagen wurden die Hauptanschriften nicht - wie sonst üblich -
im zweiten Seitenwand–Feld von links angeschrieben. Eine offene Schiebetür hätte diese
Aufschriften nämlich verdeckt und dem Personal wäre daher die Arbeit erschwert worden.
Statt dessen erfolgen die Angaben zentriert auf der Tür selbst.
Um auf den Tipp aus dem zweiten Teil zurück zu kommen. Wenn Sie wie bei dem hier gezeigten
Modell Abreibebuchstaben zur Beschriftung verwenden, stört der linke Halter für die Führungsstange
der Schiebetür. Wenn Sie ihn doch schon eingeklebt haben, hilft folgender Trick. Schneiden Sie sich
kleinere Schnipsel aus dem Bogen mit den Abreibe–Buchstaben aus, und zwar so, dass die gewünschten
Zeichen (in diesem Fall) ganz links liegen. Damit klappt's dann doch ohne Knick und Verrenkung.
Auf eine Beschriftung der Rahmenlängsträger wurde bis zum Eintreffen einer selbst gefertigten
Abreibeschrift verzichtet (was auch für geätzte Fabrikschilder gilt).
Nach dem Einkleben des Türpuffers werden Fahrwerk und Aufbau, Türen und Klappen mit
mehreren dünnen Schichten matten Klarlacks überzogen. Wer mag, kann die rot
abgesetzten Hähne der Bremsanlage anschließend noch glänzend lackieren.
Die Endmontage beginnt mit den Kabeln von der Elektronik–Platine. Sie werden an den
Ösen angelötet und durch die Bohrungen unter den Wagenboden geführt. Dann wird zunächst die Platine
und anschließend die Verkleidung (Kiste) angeschraubt. Die Kabel werden passend gekürzt
und auf die Leiterbahnstreifen unten am Fahrwerk gelötet.
Dann werden die Pufferschäfte und deren Federstangen eingesetzt. Die Stromabnahme–Drähte werden an der Auflagestelle zum Rad blank gefeilt.
Die Drehgestelle und deren Auflagen werden glatt geschliffen, die Radsätze eingesetzt
und dann die Drehgestelle mit den Muttern M3 gesichert. Das ist unter den
Bremswaagen eine knifflige Angelegenheit, die sich am Besten mit einer gebogenen Pinzette
erledigen lässt. Ein wenig Farbe sichert die Muttern gegen versehentliches Lösen.
Es folgen die Verbindungsstangen zur Druckluftbremse, die dort mit kurzen, eingeklebten
Messingstiften gesichert werden (sodass die Flachöse der Stange drehbar bleibt).
Ein Tröpfchen Öl auf die Achsstummel sorgt für die nötige Leichtgängigkeit.
Die Arbeiten am Fahrwerk sind mit dem Abmessen und Ankleben der Bremsschläuche aus Kabelisolierung abgeschlossen.
Dann werden die Klappen von unten in die Führungsprofile eingeschoben und durch
Einkleben der unteren Auflage–Leisten gesichert. Danach können die Türen eingesetzt
und mit den Stangen und Türpuffern gesichert werden. Achten Sie dabei auf
Leichtgängigkeit der Rollen. Verwechseln Sie die rechte und linke Tür nicht,
weil deren Riegel wahrscheinlich leicht unterschiedlich ausgefallen sind.
Vor dem Festkleben der Stangen an deren Haltern muss dort die Farbe abgesprengt und
später nachlackiert werden. Sonst hält der Klebstoff nicht. Auf dem Stahldraht
hält er ohnehin nur gerade so, dass die Stange nicht mehr von selbst heraus fallen kann.
Wenn die Stange aus rostendem Stahl ist, sollte sie nach diesen Arbeiten ein wenig gefettet oder geölt werden.
Zu guter Letzt wird das Dach befestigt (wie beschrieben mit zweimal zwei Schrauben durch
die Türöffnung hindurch und je einem Polystyrol–Stift an den Wagenkastenecken).
Die Köpfe der Stifte und Schrauben erhalten noch ein wenig Farbe.
Wenn Sie diese Bauanleitung von Anfang bis Ende durchgelesen haben: Hut ab!
Manches ist vielleicht nicht ganz verständlich formuliert oder bedürfte zusätzlicher Zeichnungen
und Fotos. Tipp: Probieren Sie den Nachbau. Dabei wird vieles klar, was vorher rätselhaft erscheint.
Für Fragen, Ergänzungswünsche und Kritik haben wir allerdings immer ein
offenes Postfach
.
Der Wagen ist gerade darum so attraktiv, weil er so unspektakulär ist. Dabei sind solche Typen beim Vorbild
und der Modelleisenbahn nahezu universell einsetzbar - und durch die Ladeluken sogar für Schüttgüter.
Der Achsstand von 3,50 m in Verbindung mit dem relativ
kurzen Wagenkasten sorgt für eine optische Belebung im Zugverband.