Hier wird keine Diskussion um Pro & Contra verschiedener Stromsysteme
für Modellbahnen (Gleichstrom, Wechselstrom, Zwei– oder Dreileiter) entfacht. Das einzige hier
behandelte Thema ist die Bereitstellung der nötigen Spannungs– und Stromquellen für eine Gleichstrom–Bahn,
elektromagnetische und motorische Antriebe, elektrische oder elektronische Schaltungen und Beleuchtungen.
Bevor Sie weiterlesen, sollten Sie sich mit den Grundlagen zu Spannung und Strom
vertraut gemacht haben.
Abschnitte dieser Seite:
Heutzutage wird wohl kaum noch jemand auf die Idee kommen, eine „richtige” Modelleisenbahn
mit Batterien zu betreiben (eine Ausnahme bilden ferngesteuerte Modelle,
die Akkus oder Batterien für die Empfänger, Servos und teils Antriebe benötigen).
Je größer die Eisenbahn wird (von Ausdehnung und Maßstab her), desto größer wird auch ihr Stromhunger,
und der lässt sich ökonomisch nur aus dem Festspannungsnetz speisen. Die dort gelieferte Wechselspannung
von 220 Volt (V) bei 50 Hertz (Hz) ist jedoch für Modellbahnen denkbar ungeeignet.
Ein Transformator ist das Mittel der Wahl. Er besteht aus einem Weicheisenkern,
meist aus etlichen dünnen Blechplättchen, die mit zwei verschiedenen Spulen aus Kupferlackdraht
umwickelt sind. Eine dieser Spulen auf der „Primärseite” besteht aus sehr dünnem Draht
und vielen Wicklungen und wird an das Netz angeschlossen. Die Spule auf der „Sekundärseite”
hat wenige Windungen aus dickerem Draht und liefert eine ungefährliche Kleinspannung.
Diese darf bei Modelleisenbahnen maximal 24 V betragen.
Der durch die primärseitige Spule (Netz) fließende Strom verursacht ein Magnetfeld, das ebenso stark
in der sekundärseitigen (Ausgang) Spule auftritt und dort einen Wechselstrom erzeugt. Das Verhältnis
der Windungen ist proportional zur Spannungsänderung. Bei einem Trafo mit 2.000 Windungen (P) und 110 Windungen (S) gilt
Vout =
220 V × (110 ÷ 2.000)
= 12,1 V.
Beim Strom gilt die Formel: Wenn sekundärseitig 1,2 Ampère (A) entnommen werden, fließen primärseitig
Ain =
(110 ÷ 2.000) × 1,2 A
= 66 mA.
Praktischer ist dieser Rechenweg:
Ain =
(12,1 ÷ 220) × 1,2 A.
Die Isolierung zwischen den Spulen muss gut halten, da bei der Modellbahn (zum Beispiel an den Schienen)
mehr oder minder direkt die Ausgangsspannung des Trafos anliegt. Sichere Trafos haben deswegen
ihre Wicklungen auf getrennten Kunststoff–Isolierkörpern (siehe Foto).
Zur Spannungsregelung bei Modellbahntrafos mit Schleiferabgriff (Drehknopf) siehe den Abschnitt
„Stelltransformatore” auf der Seite zum Thema Fahrtregelung.
Mit Wechselstrom kann nun (bei den meisten Systemen) nichts angefangen werden. Meist wird Gleichstrom benötigt.
Mit Hilfe eines Graetz– oder Brückengleichrichters ist dieses Ziel zu erreichen. In ihm sind vier
Dioden so verbunden, dass der Strom an den Ausgängen jeweils nur in
eine definierte Richtung fließen kann.
Dadurch ergibt sich die unten im zweiten Bild dargestellte Situation. Die negativen Halbwellen sind nun
„nach oben geklappt”, also positiv geworden. Die Spannung ist jedoch noch ungeglättet. Nach jeder Amplitude fällt
sie wieder auf (nahezu) 0 Volt. Die Form ist zur Ansteuerung von Gleichstrom–Motoren gar nicht einmal so
schlecht geeignet, da herkömmliche Motore durch das Pulsieren ihre Trägheit zwischen den Polen besser
überwinden können als bei einer völlig glatten Gleichspannung. Diese Fragen werden unter
Fahrtregelung behandelt.
Für den Betrieb elektronischer Schaltungen sind Halbwellen ungeeignet. Sie werden daher mit Hilfe eines großen
Elkos, typischerweise mit 2.200 µF
und mehr, vorgeglättet. Dadurch ergibt sich etwa der unten rechts gezeigte Spannungsverlauf.
Die Amplituden sind nicht mehr so hoch, die Spannungseinbrüche entfallen fast ganz.
Wichtig: Der Glättungs–Elko am Eingang sollte (Faustregel) die doppelte Spannungsfestigkeit
der Transformator–Nennspannung haben (also bei 24 V nächsthöherer verfügbarer
Wert = 63 V). Die Amplituden von Wechselspannungen
betragen das 1,4142–fache der Nennspannung (Faktor Wurzel aus 2), bei 24 Volt also fast 34 Volt.
In Folge werden Sie bei Gleichrichtung und Glättung eine deutlich höhere Gleichspannung aus
einer Wechselspannung gewinnen (rechnerisch × 1,4142 - 1,2 Volt).
Die Spannung ist jetzt noch nicht stabil. Sie wird in Abhängigkeit von entnommenen Strom
und anderen Bedingungen größer oder kleiner werden. Das ist nicht so gut.
Vor Jahren mussten Spannungsregler noch aufwendig selbst gebaut werden, zum Beispiel mit dem IC (Schaltkreis)
LM723. Heute gibt es fertige Bauteile, die mit wenigen zusätzlichen Teilen auskommen, in Leistungsstufen von
100 mA bis 10 A zu kaufen. Überschüssige
Spannung wird bei fließendem Strom in Wärme umgewandelt. Die Bauteile müssen gegebenenfalls mit Kühlkörpern versehen werden.
Wesentlich eleganter arbeiten Schaltregler, da bei ihnen kaum überschüssige Energie anfällt. Je geringer der Unterschied
zwischen der zugeführten und der entnommenen Spannung ist, desto geringer wird die Belastung beider Typen ausfallen.
Das erste Bild zeigt die Schaltung einer Stromversorgung für den Fahrstrom einer Modellbahn in Nenngröße
II(m). Die Beschaltung von Spannungsreglern wurde schon unter
Bauteile erklärt. Die hier gezeigte Schaltung kann maximal 10 A
bei 24 V regeln, sie wird jedoch „nur” mit 7,5 A Maximalstrom betrieben.
Rechnerisch dürften am Ausgang wegen der Halbleiter–Übergänge maximal 20,8 V ankommen.
Es sind jedoch 23,5 V. Dieses Plus ergibt sich daraus, dass die Amplituden der Wechselspannung
am Eingang in Wirklichkeit das 1,4142–fache (Wurzel aus 2) der Nennspannung betragen. Die Spannung
am Eingangs–Elko kann also höher sein als 24 V -
2 × 0,6 V (Spannungsabfall aus dem Gleichrichter).
Durch die zusätzliche Glättung am Ausgang (der Wert sollte etwa ein Zehntel des Eingangs–Elkos sein)
ist diese Spannung nun für den Betrieb elektronischer Schaltungen sehr gut geeignet - nur unnötig stark.
Für elektronische Schaltungen sind 12 V bei höchstens 3 A
besser geeignet. Der untere Schaltplan zeigt die nötige Schaltung mit einem Festspannungsregler 7812.
Es kann zuweilen nötig sein, aus einer vorhandenen Wechselspannung eine fast doppelt so hohe
Gleichspannung zu gewinnen. Das lässt sich mit der rechts gezeigten Schaltung bewerkstelligen.
Wenn der obere Ausgang des Transformators positiv ist, fließt der Strom durch die obere Diode
und lädt den oberen Elko gegenüber Punkt A positiv auf. Ist der obere Ausgang
negativ, sperrt die Diode oben, die unten wird durchlässig, sodass sich der untere Elko über
A (nunmehr positiv) aufladen kann.
Die Spannung am Ausgang der Schaltung entspricht der Summe der Ladungen beider Elkos.
Es gibt Transformatoren mit Ausgängen für unterschiedliche Spannungen, oft in
2 V–Schritten. Beachten Sie bitte, dass sich die VA–Angabe
meist nur auf eine dieser Spannungen bezieht. Bei einem Trafo mit der Angabe
„2 - … 18 - 20 - 22 - 24 V,
10 A, 180 VA” gelten die
10 A für die 18 V–Anzapfung.
Bei 24 V stehen nur 7,5 A zur
Verfügung (180 ÷ 24).
Solche Transformatoren sind sehr praktisch, denn bei verschiedenen benötigten Spannungen soll
natürlich möglichst wenig Strom in Wärme umgewandelt werden. Daher ist es immer gut, Spannungsquellen
zu benutzen, deren Wert nur geringfügig höher ist als die benötigte Spannung.
Es ist ebenfalls immer gut, die verschiedenen Verbraucher–Typen auf der Modellbahn in
vernünftige eigene Stromkreise aufzuteilen. Fällt einer aus, bricht nicht alles
zusammen, und die Fehlersuche wird bedeutend vereinfacht. Eine typische Aufteilung wäre
zum Beispiel „Fahrstrom - Spulenantriebe - Elektronik - Beleuchtung”.
Unterschätzen Sie keinesfalls den Strombedarf. Schon auf einer kleinen Anlage sind
80 Glühlämpchen (12 V, 80 mA)
nicht besonders viel. Diese benötigen schon knapp 77 W bei 6,4 A.
Ebenso wenig sollten Sie den Angaben der Hersteller trauen, das Fahrgerät „xy”
sei für normale Anlagen „völlig ausreichend”. Rechnen Sie lieber selbst.
Gegeben sei eine Lokomotive der Nenngröße IIm,
deren Motor unter Last 1 A zieht. Sie hat einen
Rauchentwickler, der im kalten Zustand 500 mA und im
warmen 200 mA aufnimmt. Ihr Personenzug hat sechs
Personenwagen mit jeweils vier Lampen à 80 mA und
einen Packwagen mit zwei Lampen und zwei Zugschlusslaternen.
Was benötigen Sie für einen Strom, wenn der Rauchentwickler schon warm ist? 3,44 A
(kalt 3,74 A). Sobald noch eine weitere Dampflok vorgespannt werden soll,
sprengen Sie die 5 A–Grenze.
Eine nahezu unerlässliche Bedingung für den Betrieb einer Modellbahn mit Hilfe elektronischer Schaltungen
ist das Konzept des gemeinsamen 0–Leiters beziehungsweise der „Masse”. Eine andere gängige Bezeichnung hierfür
ist „gemeinsamer Rückleiter”. Es spielt eine entscheidende Rolle, wo Sie diese Masse (kurz GND
für englisch „ground”) zusammen schalten.
Das normale Konzept für Modellbahnen sieht vor, dass es eine so genannte „Null–Schiene” gibt. Diese Schiene
(nicht Gleis, denn ein Gleis hat zwei Schienen) wird hinter der Polwende–Einrichtung
(also abweichend vom hier gezeigten Schaltplan) mit dem Minuspol anderer Strom– oder Spannungsquellen verbunden,
sodass sich eine gemeinsame Masse bildet (siehe aber auch positive und negative Spannungen).
Der Vorteil dieser „System–Masse” liegt eben darin, dass sie überall als gemeinsamer Nenner verwendet werden kann
(und daher auch nur einmal, in hinreichender Kabelstärke) über die Anlage geführt werden muss. Gegen diesen Pol
geschaltete Verbraucher werden „massekompatibel” genannt.
Die Sicherungen der Stromkreise müssen bei solchen Schaltungen in der Plus–Zuleitung zu den Verbrauchern liegen.