Nichts wirkt natürlicher als die Natur. Das gilt auch und ganz besonders als Regel für den Modellbau.
Ein schönes Beispiel für wenig Realitätsnähe ist leider oft die viel zu
grobe Nachbildung einer Holzmaserung bei der Modelleisenbahn. Nun mag es nicht weiter
schwierig sein, sich etwas aus echtem, fein gemasertem Holz zu bauen. Schwierig
wird es jedoch bei der Farbe, da es die Leistchen oft nicht im gewünschten Ton gibt.
Ein zweifacher Lackauftrag (Farbe und Schutzlack) würde die Maserung fast verschwinden lassen.
Bei manchen Fällen dieser Art sind Holzbeizen das richtige Mittel. Diese sind nicht
nur ein Mittel zur Oberflächen–Behandlung, da sie auch in das Holz eindringen.
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Es gibt zwei Beizverfahren für Holz. Das Eine arbeitet mit Farbstoffen, das Andere mit einer chemischen Reaktion.
Das Farbstoff–Beizen ist im Grunde zunächst nichts anderes, als wenn Sie das Holz mit dünner
Wasserfarbe anmalen. Die weichen Teile zwischen der Maserung sind saugfähiger als diese und nehmen daher mehr Farbe auf.
Beim chemischen Beizen reagieren die Gerbstoffe des Holzes auf das Mittel.
Da es in der Maserung mehr davon gibt als in Zwischenräumen, wird diese betont.
Es gibt allerdings farblose Beizen. Diese enthalten Konservierungs– und Schutzmittel für das Holz.
Ein weiterer Unterschied ergibt sich durch das verwendete Lösungsmittel. Die meisten Beizen sind wasserlöslich.
Viele Mittel - meist alle einer Sorte - können untereinander gemischt werden. Vorsicht
bei dunklen oder gar schwarzen Beizen: Schon kleinste Mengen (wenige Tropfen) dunkeln den Rest erheblich ab.
Die wichtigste Vorbedingung für den Beizvorgang: Das Holz muss saugfähig sein. Das ist
es nicht mehr, wo es schon einmal geklebt oder lackiert wurde. An solchen Stellen
zieht die Beize nicht mehr ein. Holzteile müssen also einzeln vor der Montage gebeizt werden.
Zunächst muss das Holz nahezu endgültig geschliffen sein. Ein zu starker Schliff nach dem Beizen führt
zu unregelmäßigen Bildern und Flecken. Der Schleifstaub muss sorgfältig abgeblasen werden.
Dann wird die Beize gut aufgerührt oder –geschüttelt. Als Werkzeug für den Auftrag kommen
breite, weiche Haarpinsel, Schwämmchen oder Lappen in Frage.
Tragen Sie die Beize großzügig und gleichmäßig auf. Nach einer Weile Einwirkzeit kann
überschüssige Flüssigkeit mit einem Lappen abgewischt werden. Dieser Vorgang sollte -
je nach gewünschter Intensität der Färbung - eventuell wiederholt werden.
Alle Beizen - mit Ausnahme rein schwarzer - hellen beim Trocknen merklich auf. Sie sollten
daher vorab ein Probestück anfertigen und trocknen lassen.
Wenn die Beize gut durchgetrocknet ist und der Farbton „sitzt”, können
Einzelteile können ganz normal verklebt oder ganze Konstruktionen weiter lackiert werden. Eines geht jedoch nicht mehr: kräftiges Anschleifen.
Das geht natürlich schon, nur verlieren Sie damit die oberste, gebeizte Holzschicht -
die die kräftigste Färbung hat. Obwohl die Beize je nach Holzart und Faserrichtung
bis zu mehrere Millimeter tief eindringt, wird sie umso blasser, je weiter sie einzieht.
Leider ist es jedoch so, dass sich beim Beizen die Spitzen auslaufender Holzfasern
leicht rollen. Das können Sie gut mit den Fingerkuppen ertasten. War das Holz vor dem
Beizen glatt wie ein Kinderpopo, fasst es sich danach leicht rau an.
Um einen vorsichtigen Schliff zum Entfernen dieser Spitzen kommen Sie also oft nicht herum.
Benutzen Sie dafür feines Schleifpapier, Körnung etwa 400.
Der Auftrag von Klarlack führt zu einer Verringerung der Helligkeit und zu einer
stärkeren Sättigung des Farbtons. Das ist auf dem Foto mit den Sitzbänken gut zu erkennen.
Die beiden linken sind schon klarlackiert und wirken wesentlich dunkler als die anderen.
Wenn Sie sicher sein wollen, dass Sie den gewünschten Ton treffen, müssen Sie
mehrere Probestücke bis zu diesem Punkt anfertigen und dann vergleichen.
Kombinations–Künstler werden schon ein Problem erkannt haben, das sich beim Klarlackieren
ergeben kann. An den Stellen, wo Klebstoff in die Holzfasern eingedrungen ist, tritt der
Abdunkelungs–Effekt nämlich kaum noch ein. Die Folge ist, dass Klebestellen am montierten
und klar lackierten Modell gut zu erkennen sind. Fazit: Klebstoff sollte - wie eigentlich
immer - sparsam dosiert und bedacht aufgetragen werden.