Tipps zum Lackieren? Auf nur einer Seite? Das ist ja wohl etwas knapp!
Nun ja, vielleicht reicht das doch. Es sind zwar schon lange Abhandlungen zu allerlei Tipps und
Tricks der Lackier–Kunst geschrieben worden, die Kernweisheiten lassen sich jedoch gut zusammen fassen.
Drei wichtige Ratschläge vorab. Erstens: Lackierarbeiten erfordern eine angemessene Planung. Zweitens: Lackierarbeiten
erfordern Geduld. Und drittens: Für eine realistische Wirkung im Modell sollten Sie die meisten Teile farblich behandeln.
Auf der vorhergehenden Seite finden Sie Hinweise zur Vorbereitung einer Lackierung.
Dort wird auch erklärt, dass eine angemessen angeschliffene, gereinigte und entfettete
Oberfläche eine wichtige Voraussetzung für eine geglückte Lackierung ist.
Noch ein Tipp: Sprechen Sie nicht von „bemalen”, wenn Sie lackieren meinen. Fahrzeug– und Automodelle werden meist
nicht angemalt - beispielsweise mit Faserschreibern - noch bemalt. Sie werden lackiert, weil Lacke verwendet werden.
Etwas anderes sind Bemalungen von saugfähigen Untergründen mit Wasserfarben oder von Details, beispielsweise
an Figuren. Das ist jedoch ein eigenes Thema.
Abschnitte dieser Seite:
Zunächst einmal müssen Sie entscheiden, welche Teile des Modells sie in welchem Verfahren und mit welchem Lack behandeln möchten.
Größere Teile sollten grundsätzlich spritzlackiert werden.
Trotz aller Übung werden Sie mit dem Pinsel niemals vergleichbare Resultate erzielen.
Faustregel: Große, zusammenhängende Flächen spritzen, Kleinteile
mit dem Pinsel absetzen. Ausnahme von der Regel: Sind die Kleinteile sehr
filigran, dabei häufig und alle in gleicher Farbe, beispielsweise schwarz abgesetzte
Eisenteile an einem Eisenbahn–Waggon mit braunem Aufbau, gilt: Lassen sich die großen
Flächen gut abkleben, erst diese spritzen, dann abkleben und die Kleinteile spritzen.
Lassen sie sich nicht gut abkleben, Kleinteile spritzen und Flächen mit dem Pinsel lackieren.
Kleinere Teile, die nachträglich angesetzt werden, sind meist relativ
filigran aufgebaut. Faustregel: Je mehr Details ein Kleinteil hat, desto
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Spritzlackierung besser aussieht, weil die Details nicht mit Farbe zu schwimmen.
Bedenken Sie die Lackier–Reihenfolge beim Aufbau des Modells. Weichen Sie gegebenenfalls
von der Montage–Reihenfolge in der Bauanleitung ab, wenn Sie dafür mehr Teile spritzen können.
Die von Ihnen verwendeten Lacke müssen - in der Reihenfolge ihres Auftrags - zu dem
Trägermaterial des Modells und danach jeweils zur vorhergehenden Lackschicht passen.
Wenn Sie einen hübschen Verwitterungseffekt zerrissener und geplatzter Lackschichten
erreichen wollen, dann benutzen Sie am besten einen dünnen Klarlack–Überzug aus
Nitrozellulose–Lacken auf Kunstharz–Farben. Wenn Sie eine heile Oberfläche bevorzugen, sollten Sie inkompatible Lacke vermeiden.
Drei Wege führen zur Spritz–Lackierung. Drei? Sie kennen nur Sprühdosen und
Airbrush–Pistolen mit Klein–Kompressoren oder Druckluft–Dosen?
Für bestimmte Zwecke eignet sich auch noch die Fixativ–Spritze, dazu aber später mehr.
Ein Tipp vorab: Findige Bastler können die Kosten für die teuren Druckluft–Dosen oder
die noch teureren Klein–Kompressoren einsparen, wenn Sie sich Adapter für normale Auto– oder
Fahrrad–Luftschläuche basteln. Diese können mit einer Tret–Luftpumpe stets auf den
gewünschten Druck aufgepumpt werden und liefern so die benötigte Druckluft.
Für Spray–Dosen gilt: Wenn „drei Minuten
ab hörbarem Aufschlag der Mischkugeln schütteln
” darauf steht und
„nicht unter 18° C verarbeiten
”, sollten
Sie das auch beherzigen. Wer sich nicht an die Hersteller–Anweisungen
hält, darf sich anschließend nicht über Lackpatzer und Lacknasen beschweren.
Eine Grundbedingung für eine gute Spritz–Lackierung ist eine möglichst Staub– und Zugluft–freie
Umgebung. Diese können Sie sich zum Beispiel mit Kunststoff–Planen aus dem Baumarkt
schaffen. Achtung: Schon Sprühdosen nebeln wesentlich weiter, als
das Auge reicht. Achten Sie darauf, sich eine möglichst dichte Kabine zu schaffen, sonst
könnten Sie eventuell morgens unter dem Zorn der besten Ehefrau von allen leiden, wenn
diese das hauchzart rot eingefärbte, ursprünglich weiße Porzellan entdeckt.
Für den Kleinkompressor gilt: Er sollte erst recht nicht ohne Lackierkabine
verwendet werden (wie wär's mit einem großen, ausgedienten Pappkarton als Basis?). Druck und Verdünnung der Farbe müssen zueinander passen.
Bei jeder Art von Lackierung müssen Sie auf ausgezeichnete Licht–Verhältnisse
achten, damit Sie die Wirkung angemessen beurteilen können. Außerdem gilt, dass Sie bei
Spritzlackierungen eine Möglichkeit haben müssen, das Teil zu halten, zu wenden und später
berührungsfrei zum Trocken ab zu stellen oder auf zu hängen - bedenken Sie das vorher.
Bei kleinen Teilen helfen oft Schaschlik–Spieße aus Holz, die in Schrauben–Bohrungen
gesteckt werden. Zum Trocknen klemmen Sie die Hölzchen unter einem Gewicht an der Tischkante ein, sodass das Teil in der Luft hängt.
Tragen Sie beim Spritzlackieren zunächst eine dünne, erste Schicht auf. Sie dient als
Verbindung zum Träger–Material und muss noch lange nicht decken. Warten Sie dann lange genug
und tragen Sie weitere Schichten auf. Faustregel: Drei
dünne Schichten im Abstand von zwei bis drei Minuten ergeben meist ein befriedigendes Ergebnis.
Bedenken Sie auch, dass Farbtöne auf verschiedenen Untergründen unterschiedlich gut
decken oder wirken. Daher kann es sinnvoll sein, ein gesamtes Modell zunächst neutral grau
oder gar weiß zu spritzen und dann erst die gewünschte Farbe aufzutragen. Schlecht
deckende Farben sind beispielsweise rot und gelb. Beide sollten tunlichst auf
Link zum Glossar
homogene Untergründe aufgetragen werden.
Beide ergeben auf weißem Grund eine bessere Leuchtkraft als beispielsweise auf schwarz.
Wie bei fast allem gilt auch beim Spritzlackieren: „Erfahrung macht den Meister.
” Versuchen Sie sich zunächst einmal an Probestücken.
Wichtig: Achten Sie auf eine gute Belüftung, rauchen Sie nicht bei der
Arbeit. Halten Sie Sprühdosen und Spritzlacke fern von offenen Flammen.
Pinsel–Lackierungen können fast so gut gelingen wie Spritzlackierungen. Dabei gilt es jedoch einiges zu beachten.
Saugfähigkeit und Spitze des Pinsels müssen zur Aufgabe passen. Dazu zwei Beispiele. Wenn Sie Zierlinien „aufzittern” möchten, muss die Fähigkeit des
Pinsels, Farbe zu speichern, groß sein, die Spitze hingegen fein - sonst trocknet er
zu schnell aus, wodurch Sie oft neu ansetzen müssen, oder der Strich wird zu breit.
Möchten Sie hingegen größere Flächen lackieren, muss die Spitze zwar genau definiert sein
(weiche Pinsel–Haare, beispielweise Rotmarder), die Speicher–Kapazität jedoch noch viel größer. Tipp: Lackieren Sie Ränder größerer
Flächen erst mit einem feineren Pinsel vor, dann bearbeiten Sie größere
Flächen mit einem ebenso größeren Pinsel - und zwar, bevor die Randbearbeitung angetrocknet ist.
Die verwendete Farbe muss so verdünnt sein, das sie nach dem Auftrag noch gut verfließen
kann. Das ist teilweise problematisch, weil bestimmte Lacke ohnehin nicht gut decken. Der
Pinsel muss hin und wieder völlig ausgewaschen werden, weil die Farbe sogar innerhalb der
Haare antrocknet. Dadurch sinkt die Saugfähigkeit, und der Pinsel wird unmerklich
härter. Daher hinterlässt er unerwünschte Spuren im „Pinselbild”.
Arbeiten Sie bei größeren Flächen immer so, dass der letzte Auftrag keine
Chance hat, anzutrocknen, bevor Sie den nächsten Abschnitt
in Angriff nehmen. Die Übergänge müssen nahtlos in einander fließen.
Dieses Thema hängt schon ein wenig mit dem übernächsten Abschnitt dieser Seite zusammen, muss aber hier zunächst behandelt werden.
Bei den meisten Modellen wird es nämlich so sein, dass ganz am Schluss eine Schicht
schützenden Klarlacks aufgetragen wird. Diese hat Vor– und Nachteile.
So kann beispielsweise eine Beschriftung aus Abreibebuchstaben und –zahlen oder mit einem
Abziehbild erst vorgenommen werden, wenn die Grundfarbe des Modells „steht”.
Leider sind beide jedoch nicht besonders Griff–fest oder gar Witterungs–beständig.
Daher ist es klug, gegen Ende das Modell mit einer Schicht eines zu den voran gegangenen
Lacken kompatiblen Klarlacks zu versehen. Diese Schicht schützt die darunter liegenden
Farbschichten und Beschriftungen. Außerdem bietet sie einen passablen Schutz gegen
UV–Strahlung. Das ist der Vorteil.
Der Nachteil ist, dass hierdurch der Glanzgrad aller vorher aufgetragenen Lackschichten angeglichen
wird. Alle Oberflächen werden danach mehr oder minder gleich glänzend oder gleich matt wirken.
Ach ja, die Trocknung von Lackierungen…
Wie gerne würden Sie weiter basteln, der Abend ist ja noch jung. Nun sind alle Teile lackiert. Ob sie wohl schon anfassbar sind?
Schlagen Sie sich solche Flausen aus dem Kopf, wenn Sie ein wirklich gutes Modell bauen
wollen. Wie heißt es so schön: „Gut Ding will Weile haben
”. Das gilt ganz besonders für Lackierungen. Für eine wirklich gute Lackierung eines
Fahrzeug–Modells können Sie je nach Fall bis zu einer Woche Wartezeit einkalkulieren.
Glänzende Lacke benötigen die längste Trocknungszeit. Bis sie völlig ausgehärtet sind, können
Monate vergehen. Seidenmatte Lacke sind schon etwas flotter. Matte Lacke benötigen die geringste
Zeit, sie geben sich meist mit zwölf bis 24 Stunden zufrieden. Trauen Sie den Hersteller–Angaben
hier ausnahmsweise nicht, sondern schlagen Sie ruhig 25 bis 100 % auf. Warten Sie vor
dem Auftrag neuer Lackschichten oder der Endmontage unbedingt lang genug.
Nun ist es zwar so, dass Wärme den Trocknungs–Prozess beschleunigt. Aber leider tut sie
das nicht immer mit dem gewünschten Resultat. Besonders glänzende Lacke benötigen
ihre Zeit, bis sie angemessen verfließen. Erst danach darf die Trocknung beschleunigt werden.
Ein ideales Hilfsmittel für die beschleunigte Trocknung (die oft auch noch eine bessere
Haftung durch einen gewissen „Einbrenn–Effekt” ergibt) ist ein Labor–Ofen, der
elektrisch beheizt wird und sich stufenlos regeln lässt. Der Verfasser ist glücklicher Besitzer eines „Fucubaril”–Schränkchens, das sich
bis auf etwa 60° C aufheizen lässt.
Der Innenraum dieses Ofens ist mit 20×12×20 cm
zwar nicht sehr groß, hat aber schon oft gute Dienste bei kleineren Teilen geleistet. Das
Öfchen wurde übrigens einst auf dem Sperrmüll gefunden.
Eine gewisse Vorsicht ist allerdings geboten. So ist nicht jeder Polystyrol–Kunststoff
gleichermaßen resistent gegen Hitze. Ein unerfreuliches Erlebnis war beispielsweise
die montierte und lackierte Pritsche eines Opel Blitz–Bausatzes von Revell im
Maßstab 1:24. Sie wurde morgens krumm auf dem Gasofen wieder
gefunden, auf dem sie abends mit großzügigen Abstands–Haltern zum Trocknen abgestellt worden war.
Fazit: Lacke erreichen die optimale Härte erst lange nach der angegebenen Trocknungs–Zeit.
Seien Sie am Anfang vorsichtig mit frisch lackierten Modellen. Deren Oberflächen sind noch
sehr empfindlich gegen Kratzer und mechanische Beschädigungen.
Der renommierte Modellbahner Winfried Schmitz–Esser hat es einmal in der Zeitschrift
HP1 treffend formuliert: „So ist Mattlack für die Modelle
durchaus die richtige Wahl - zumindest bei den kleinen Spuren, und von Autos einmal
abgesehen.
” (HP1 1/97, Seite 19).
Eisenbahn–Wagen werden eben nicht immer so gepflegt wie das liebste Kind des Deutschen,
das „heiligs Blechle”. Daher verwittern die Anstriche irgendwann.
Bei häufig berührten Teilen ist es anders. Wer schon einmal eine angebetete Heiligen–Statue
in einer Kirche oder einem Dom gesehen oder befühlt hat, weiß, dass diese Teile glänzen.
So ist es auch bei der Modellbahn. Eine realistische Wirkung entsteht nur durch die
angemessene Verwendung glänzender, seidenmatter und matter Lacke. Dabei ergibt nicht
jeder als matt ausgewiesener Lack auch wirklich einen matten Überzug. Oft wirkt
das Ergebnis eher seidenmatt als wirklich Spiegelungs–los. Das ist besonders bei Kleidern und Haut von Modellfiguren unerwünscht.
Am wahrscheinlichsten sind glänzende Lackoberflächen noch bei Kraftfahrzeugen, Reisezugwagen und
Boots– oder Schiffsrümpfen. Kleinteile, die typischer Weise glänzen, sind Handgriffe und
–räder. Solche Teile können nach einer matten Decklackierung nachträglich mit dem Pinsel
und Klarlack auf Hochglanz gebracht werden. Schlecht aufgerührte, matte oder seidenmatte Farben ergeben übrigens auch glänzende Oberflächen.
Eine matte, nachträgliche Wirkung erzielen Sie am Besten bei einer abschließenden
Verwitterung.
Wenn Sie hingegen einen wirklich matt auftragenden Klarlack suchen: Das bisher beste Ergebnis
konnte mit dem Marabu–Mattlack aus der Sprühdose erzielt werden (Bestell–Nummer 2303 18 000,
Dose mit 400 ml Inhalt). Weitere Infos gibt es auf der
Fremde Seite
Marabu–Website
unter „Produkte > Grafikmaterial & Zubehör”.
Grundsätzlich ist es zunächst einmal eine gute Idee, Ihr Modell so zu lackieren, als habe es die Fabrikhalle
gerade eben verlassen. So können Sie nachträglich entscheiden, wie stark Sie es „altern” wollen.
Bei der Verwitterung kommen mehrere Methoden in Frage. Dazu gehören:
Tipp Nummer 1: Bevor Sie Ihr Modell verwittern, sollten Sie ein Original oder
Vorbildfoto studieren. Überlegen Sie, wie Sie dieses Aussehen am Besten im Modell nachbilden können.
Tipp Nummer 2: Fahrzeugmodelle, die meist gemeinsam eingesetzt werden, sollten Sie auch
ähnlich verwittern. Es wirkt unnatürlich, wenn ein Reisezugwagen wenig und der nächste stark verschmutzt ist.
Tipp Nummer 3: Kleben Sie mit Klebefilm oder Maskierfilm die Fenster von
Straßen– und Eisenbahn–Fahrzeugen ab, bevor Sie diese mit der Airbrush–Pistole einstauben. Beim Vorbild wurden eher einmal
nur die Scheiben geputzt, statt das gesamte Fahrzeug zu reinigen.