Auf der vorherigen Seite zum Thema „technische
Ladegüter” wurde kurz der Bau einer Ladung Schrott aus Bastelabfällen beschrieben.
Wie dort gut zu erkennen ist, hat das selbst gebaute Ladegut eine recht einheitliche, zu rote
Färbung. Diesem Mangel sollte nun ein wenig zu Leibe gerückt werden. Die folgende Seite beschreibt
Schritte auf dem Weg zu einem guten „Finish”.
Für Direkt–Einsteiger: Hier dreht es sich vorwiegend um die Schmalspur–Modellbahn im Maßstab
1:22,5 (Nenngröße IIm).
Gleich ein Tipp vorab: Eine natürliche Farbgebung und Alterung will geübt sein. Wieder einmal
ist vorwiegend Geduld gefragt. Betrachten Sie also Zwischenergebnisse mit genug Zeit und Muße, und entscheiden
Sie erst dann, ob und wie es weiter gehen soll.
„Weathering” (verwittern) ist eine Kunst oder besser ein Kunsthandwerk.
Auch hier gilt: Beim Altern von Teilen für die Modelleisenbahn ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Bis ein Güterwagen mit seiner Ladung realistisch aussieht, kann durchaus einige Zeit ins Land gehen.
Abschnitte dieser Seite:
Wie auf dem zweiten Foto dieses Abschnitts zu erkennen ist, wurde die mit Klebstoff montierte Ladung zunächst
nur rostrot gespritzt. Das wirkt relativ eintönig und nicht unbedingt realistisch. Denn Alteisen - auch
wenn es eingestaubt ist - rostet in sehr unterschiedlichen Graden und Farbtönen. Mit einem einheitlichen
Farbauftrag kann die Bewunderung der Betrachter daher kaum erreicht werden.
Dazu gleich ein erster Tipp. Wenn Sie - wie der Verfasser - Ihre Bastelarbeit einige Zeit im Regal stehen
lassen, wird sie unweigerlich verstauben. Das muss so schlecht nicht sein. Wollen Sie den Effekt jedoch vermeiden,
empfiehlt sich ein Überzug aus Frischhaltefolie.
Zunächst einmal wurden einige Pastellkreiden („Künstlerkreiden”) im Zeichenbedarf beschafft. Schon
bald stellte sich heraus, dass der Kauf einzelner Kreiden in geeigneten Farbtönen eher zu empfehlen ist. Also
führte der Weg Autor und Tochter alsbald wieder in das Fachgeschäft. Das dritte Bild des Abschnitts zeigt eine eine solche Zusatzauswahl.
Spontane Begeisterung entstand bei den ersten Versuchen mit den Produkten von
Fremde Seite Faber–Castell.
Ob nun von Hand oder mit einem Borstenpinsel aufgetragen und mit dem Finger verrieben - die Kreiden in den
richtigen Farben und Mischungen wirken sehr gut. Zunächst einmal standen also vorsichtige Übungen
auf dem Programm. Diese bereiteten Vater und Tochter viel Vergnügen.
Da beider Name aber weder „van Dyck” noch „Michelangelo Buonarrotti”
lautet, musste noch ein probates Hilfsmittel hinzu gezogen werden: Echtrost–Pulver. Dieses Mittel
hat gegenüber den Kreiden und anderen Farben nämlich noch den Vorteil, dass es plastisch wirkt, etwa
so wie Brikettasche als Füllstoff. Bei geschicktem Auftrag bildet sich nicht nur eine natürliche Farbe,
sondern auch eine leicht strukturierte Oberfläche. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Solche Pulver lassen sich leicht mit etwas Essigessenz oder Essigsäure aus Seifen– und fettfreier
Stahlwolle gewinnen. Das dritte Foto des Abschnitts zeigt in der Großansicht an Beispielen die so erreichbare
Farbvielfalt. Eine genaue und hervorragend bebilderte Anleitung findet sich
im Buntbahn–Forum in einer Galerie zur Fremde Seite
„Herstellung von Rost”.
Seien wir ehrlich: Gut sieht das noch nicht aus! Woran klemmt es?
Zunächst einmal fällt bei den Tageslicht–Fotos dieses Abschnitts ganz klar der Unterschied zwischen den
mit Kreide oder Rostpulver behandelten Oberflächen auf. Bei der Grundfarbe und der Kreide–Behandlung wurde viel zu zaghaft verfahren.
In der Großbild–Ansicht des ersten Fotos dieses Abschnitts lassen sich die mit Echtrost behandelten
Flächen leicht bestimmen. Kurzum: Die Natur ist der beste Künstler, da können wir nicht mithalten.
Das in einem kleinen Mörser zermahlene Rost–Pulver wurde mit mattem Klarlack Nummer 2 von Revell®
angemischt und mit einem Pinsel aufgestupft. Schattierungen entstehen durch vorsichtiges Nachstreuen anderer Farbtöne.
Auf den zwei Fotos ist gut zu erkennen, dass die rötliche Grundfarbe noch viel zu dominierend ist, und
dass die Pastellkreiden eher Akzente setzen sollten. Das ist gerade gut. Die vorsichtige
Herangehensweise sorgt am Schluss für ordentliche Ergebnisse. Das bloße Einnebeln der Ladung mit Klarlack
mit anschließendem Aufstreuen der Rostpulver brächte wahrscheinlich kein so gutes Ergebnis.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass sich die Einzelteile hinreichend voneinander unterscheiden. Das ist hier noch nicht genug gegeben.
Nun hieß es erst einmal ein wenig „darüber schlafen”. Kommt Zeit, kommt Rost - aber sinnvoll.
Immerhin ist der Unterschied zum nur gespritzten Rohbau schon beachtlich. Das Ziel ist nicht eine
gleichmäßig verroste Sammlung Altmetall - die es durchaus gibt - sondern eine aus verschieden stark verwitterten Teilen bestehende Ladung.
Die ersten „vorsichtigen Übungen” ermutigten Vater und Tochter zu einer deutlich beherzteren Vorgehensweise.
Rostpulver an sich - oder andere Pulver für die Struktur - sind prima. Um jedoch
einen deutlichen Effekt zu erzielen, braucht es eine gelinde Übertreibung und damit mehr Farbe.
An einem nicht zu strahlenden Tag bei diffusem Licht bot sich wegen gemeinsamer Bastelaktivitäten im Hof
eine gute Gelegenheit, die Fühler weiter auszustrecken. Das diffuse Tageslicht ist wichtig, weil es die
Beurteilung der Farben viel besser erlaubt als Kunstlicht - selbst wenn dieses aus mehreren Quellen kommt.
Die frisch und munter, jedoch nicht planlos durcheinander aufgetragenen Kreidestriche wurden mit einem
alten Borstenpinsel verrieben und geglättet. Der Sekundenkleber steht nicht umsonst in Griffnähe. Es kann
beim Bürsten nämlich leicht geschehen, dass eine Klebestelle nicht hält. Das muss dann schnell repariert
werden, bevor die genaue Lage des abgebrochenen Teils vergessen wird.
Die Arbeit erfordert einige Geduld und viele Experimente. Auffallend oft kamen hellgraue, weiße und
sogar grüne Farben für die richtige Mischung zum Einsatz. Die Ergebnisse einer Seite wurden zunächst
mit dem Zustand der noch unveränderten Seite verglichen. Auf den Fotos dieses Abschnitts wirken die
Schattierungen deutlich schwächer als bei der Betrachtung mit bloßem Auge. Da wäre ein wenig Sonnenlicht wohl doch hilfreich gewesen.
Rost hat weder eine in sich noch bei verschiedenen Teilen gleichmäßige Farbe. Das ist auch ganz klar.
Je nachdem, wie lange die Teile schon rosten, und je nach Material und Bedingungen, können sich alle möglichen
Farben und Ausblühungen bilden. Typisch sind beispielsweise bei ursprünglich lackierten Teilen
Lackschäden, unter denen der Rost hervor blüht. Marcel Ackle hat diese Technik
zur Perfektion gebracht, was gut auf seiner Website zum Thema
Fremde Seite
Feldbahn–Modellbau zu sehen ist.
Die hier gezeigte Arbeit ist noch in der Entwicklung und natürlich weit von diesen Ergebnissen oder denen von
Fremde Seite
Chuck Doan entfernt.
Die Arbeiten der beiden sind an Realismus kaum zu überbieten.
Bei der gemeinsamen kritischen Betrachtung des Fortschritts fiel dann auch prompt der nächste Mangel auf
(abgesehen von der immer noch zu dominierenden Grundfarbe). Es gibt nämlich keine Schrottteile, die noch
in etwas besserem Zustand sind, beispielsweise also anhaftende Farbreste haben.
Kurz darauf wurde die Abwesenheit der Tochter listig genutzt, um den Schrott weiter zu „verschönern”.
Die anstehenden Arbeiten wären im Teamwork nicht ganz so einfach zu lösen gewesen.
Das zweite Bild des Abschnitts zeigt das Ladegut während der Arbeiten. In den Plastikschalen sind die Rostpulver
in verschiedenen Schattierungen zu erkennen, rechts im Bild die Reibschale mit dem Stößel (streng genommen
ist das kein Mörser mit einem Pistill). Wie auch immer, es ist wichtig, dass der Echtrost vor dem Aufstreuen sorgfältig gemahlen wird.
Für die Haftung wurde ein Gemisch aus mattem Klarlack, bei Bedarf etwas Farbe und Universal–Verdünnung
benutzt. Die einzelnen Teile sollten dabei auch einzeln befeuchtet und bestäubt werden, damit es genug
Kontraste und Unterschiede gibt. Die Wirkung der Arbeit lässt sich allerdings erst beurteilen, wenn der
Haftgrund getrocknet ist und die Überstände mit einem Borstenpinsel entfernt wurden. Vorsicht: Achten Sie
bei dieser Arbeit darauf, dass möglichst wenig Rost auf die benachbarten Teile gerät - das Pulver ist nur schwer zu entfernen!
Die Arbeit ist eine ziemliche „Sauerei”. Will sagen, es geht nicht ohne dreckige Finger ab.
Ziehen Sie dabei nicht den besten Anzug an .
Vor allem benötigen Sie wieder einmal viel Geduld. Der Verfasser ist kein Rost–Fetischist - will sagen,
Fahrzeuge dürfen durchaus auch nahezu neuwertig und sauber aussehen. Altmetall bietet jedoch eine optimale Gelegenheit, die Technik zu üben.
Nach der Verwendung von fünf Rosttönen (helleren, dunkleren, braunen, gelben und rötlichen)
wirkt das Ladegut schon wieder zu einheitlich - zumindest auf den Fotos. Bei Betrachtung aus größerer
Nähe sind die Unterschiede wohl zu erkennen. Deutlich genug sind sie noch nicht. Auf dem Bild, das den
Modellschrott im Niederbordwagen zeigt, wirkt es so, als habe sich über längere Zeit in genau dieser Anordnung
zusätzlicher Rost gebildet. Jedenfalls wirkt es nicht so, als sei das Alteisen erst kürzlich auf den Wagen geladen worden.
Tipps: Beachten Sie auf den Fotos der Ladung in dem Arbeitswagen das mit Kreide aufgemalte Kreuz auf einem
der Teile. Setzen Sie hier und da an plausiblen Stellen mit Kreide kleine
„Highlights”, also Betonungen von Stellen, die wegen ihrer
exponierten Stelle anders gefärbt sind als die Umgebung. Ein Beispiel ist die blanke Kante des
Winkelprofils etwa in Wagenmitte. Das ist nicht blankes Metall, sondern hellgraue Kreide.
Bei Besprechungen mit erfahrenen Modellbaukollegen wie Marcel Ackle und im
Buntbahn–Forum wurde kritisiert, dass die Ladung noch nicht plastisch genug wirkt, sprich: zu wenig
„Tiefe” hat. Von fido kam der gute Tipp, dem Echtrost hier und da mittels Klarlack mehr
Leuchtkraft zu verleihen (bei gleichzeitiger Abdunkelung).
Die nötigen Verbesserungen haben zwei Ziele: unten und verdeckt liegende Teile und Bereiche abzudunkeln
und mehr Vielfalt in die Farben und Rosttöne zu bringen.
Auch bei dieser Übung ging es zunächst gemächlich zur Sache. Um die Wirkung bestimmter Farben und
Verteilungen zu beurteilen, mussten sie erst einmal antrocknen. Für diese Arbeit empfiehlt sich
Tageslicht, da es die Beurteilung der Wirkung aus Sicht des Verfassers erleichtert.
Neben mattem Klarlack wurden vorwiegend dunkle Töne benutzt - schwarz, anthrazit, dunkelbraun. Die Nachbildung
der Scheinwerferschale - übrigens ein Rest Stabilit Express
aus dem Mischgefaß - erhielt ein wenig graue Farbe. Hier und da wurden mit Aluminiumfarbe blanke oder
beim Aufladen verkratzte Stellen am „Metall” nachgebildet.
Der aktuelle Stand - besonders fotografiert im Sonnenlicht - fand in der „Gemeinde” deutlich mehr Wohlwollen.