Zur allgemeinen Seite über die Roco multiMaus
Die Begehrlichkeiten des Modelleisenbahn–Freunds und der Zustand seiner Hobbykasse zeigen zuweilen eine
gewisse Uneinigkeit. Umso erfreulicher ist es, wenn ein lang gehegter Wunsch doch erfüllt werden kann. Noch
besser ist es, wenn das mit dem halben Budget möglich wird.
Beides hat Roco Anfang des Jahres 2010 (endlich) mit der multiMAUSpro®
ermöglicht, die eine Link zum Glossar
DCC–kompatible Digitalsteuerung mit Funkbetrieb
um relativ kleines Geld bietet. Für das Start–Set 10832 müssen etwa
450,- € als „Straßenpreis” angespart werden.
Hier folgt ein Erfahrungsbericht mit Testergebnissen.
Abschnitte dieser Seite:
Der Lieferumfang des Startsets umfasst:
Ein Trafo ist in dem Set nicht enthalten. Das ist aus zwei Gründen auch richtig so. Zum einen kann ein eventuell
vorhandener Trafo weiter verwendet werden. Zum anderen kann - sehr gut! - die Zentrale nun auch mit Gleichspannung bis
24 Volt gespeist werden (beispielsweise über ein Schaltnetzteil). Das ging bei dem alten Verstärker noch nicht, weil
die Eingangsdioden des Gleichrichters zu schwach ausgelegt waren.
Das Handbuch enthält einige Fehler und wirkt insgesamt ein wenig lieblos, auch von der Typografie her. Es macht außerdem
den Eindruck, als ob es eher von Ingenieuren als Praktikern verfasst worden sei.
Das System funkt mit 2,4 GHz. Der Funkempfänger ist in der Zentrale. Als Protokoll wird
Fremde Seite
IEEE 802.15.4 verwendet („ZigBee”).
Zur Verfügung stehen 16 Kanäle, was allenfalls bei größeren Veranstaltungen knapp werden kann. Wichtig: Die Funkverbindung
ist bidirektional. Das heißt, die Maus funkt zur Zentrale und die Zentrale zur Maus. Als Mikroprozessor beider Seiten für den Funk
werden Standard–Bauteile von Atmel aus der ZigBit–Serie verbaut.
Die Anlage ist weitgehend abwärtskompatibel. So können auch ältere Lokmäuse und natürlich die rote multiMaus als Eingabegeräte
benutzt werden. Da das DCC–Signal jetzt in der echten Zentrale erzeugt wird und nicht mehr in der
Master–Maus, werden konventionelle Multimäuse automatisch zu Slaves am
RocoNet genannten Bussystem.
Zunächst einmal müssen die gesondert zu beschaffenden drei Batterien oder Akkus eingelegt werden. Das erfordert einen kleinen
Kreuzschlitz–Schraubendreher (siehe erstes Bild dieses Abschnitts). Leider findet sich weder im Handbuch noch sonst ein Hinweis darauf.
Schon aus Platzgründen ist es verständlich, dass es drei Batterien sind. Das ist jedoch nicht so glücklich, da sowohl diese wie auch
Akkus bei gemeinsamem Einsatz stets den genau gleichen Ladezustand haben sollten. Wer also Akkus bevorzugt (an sich sinnvoll),
benötigt ein Ladegerät, bei dem jeder Ladeschacht einzeln kontrolliert wird.
Die Funkmaus wird anschließend durch einen Druck auf die Lichttaste eingeschaltet. An der Vorderseite der Zentrale befindet sich
ein weißer Taster. Der muss nun für drei Sekunden gedrückt werden, damit sich Maus und Zentrale über einen zu verwendenden, freien
Kanal verständigen können. Während dieses Vorgangs leuchten alle Leuchtdioden nacheinander auf, wenn er abgeschlossen ist, nur
noch die für Funkempfang und Stromversorgung (die beiden grünen LED rechts und links, siehe auch nächster Abschnitt).
Wird die selbe Taste danach und kürzer als drei Sekunden betätigt, löst sie einen Nothalt aus.
Diese Synchronisation ist übrigens nur bei der ersten Inbetriebnahme nötig. Sofern nicht andere Funkmäuse mit ins Spiel kommen,
genügt fortan ein Druck auf die Licht/OK–Taster der Roco–Maus.
Die Inbetriebnahme mit nur einer am RJ12–Kabel angeschlossenen, konventionellen
multiMaus (der roten) funktioniert wie bei der Vorversion: Es genügt, den Netzstecker in die Steckdose zu stecken und
einen Augenblick zu warten. Ein Tastendruck ist nicht nötig.
Die Programmierung der Lokbibliothek mit den Klartextnamen für die Triebfahrzeuge (maximal fünf Zeichen) verläuft ebenso
unkompliziert und schnell wie bei der Vorversion. Für drei Lokomotiven wurde etwa eine Minute Zeit benötigt.
In beiden Testfällen waren die Triebfahrzeuge nach wenigen Sekunden ansprechbar.
Ob es die Vernunft oder einfach nur Platzprobleme sind: Anders als beim Verstärker 10764 sind die Anschlüsse für
Geräte am Kabel (außer dem Booster) nun ganz richtig auf die Vorderseite am Kästchen gewandert.
Neben dem schon erwähnten Taster für die Funk–Synchronisation und den drei Slave–Buchsen mit
6P6C–Belegung (sechs Pole und sechs davon verbunden) finden sich dort nun vier statt zwei Leuchtdioden.
Deren Bedeutung ist von links nach rechts:
Nun zur Rückseite der Digitalzentrale. Da finden sich diese sieben Anschlüsse:
In einem Punkt „schwächelt” die neue Zentrale ebenso wie der Vorgänger. Es gibt nämlich keine Möglichkeit, das
sehr leichte Teil zu befestigen. Das Spiralkabel 10754 von Roco kann daher leicht zu sehr unerwünschten Sprüngen führen.
Auch wird die Anbringung bei einer stationären Anlage nicht so einfach. Geschickte Modellbauer werden jedoch sicher
eine tragbare Lösung finden.
Dieses Thema dürfte vor allem Gartenbahner interessieren. Wie sieht es mit der Reichweite der Funkverbindung aus?
Zentrale und Bedienteil verständigen sich in regelmäßigen Abständen darüber, wie gut sie einander noch „hören” können.
Die Ergebnisse werden auf der Hintergrund–beleuchteten Anzeige des Bedienteils angezeigt (siehe Bild).
Drei Striche bedeuten eine ausgezeichnete Funkverbindung, zwei eine mittlere, einer eine eher schwächere und keiner eine
kritisch schlechte. Reisst die Verbindung ganz ab, blinkt das Symbol, und die Zentrale schaltet wahrscheinlich nur die
Funkverbindung ab (und geht in den Notaus–Zustand). Wie schon erwähnt, gilt es noch zu testen, was geschieht, wenn noch eine
weitere multiMaus angeschlossen ist (per Kabel oder Funk). Darüber schweigt sich die Anleitung leider aus.
Zunächst einmal wurde unabhängig von der Funktion die Anzeige der Feldstärke getestet. Drei Striche sind nur auf geringe Entfernung
und ohne störende Wände zu haben (etwa vier bis fünf Meter bei „schwierigem Gelände”. Trotz Anzeige der schlechtesten
Signalqualität (kein Strich) war jedoch auch durch mehrere Wände und einen Schlot hindurch bei etwa zehn Metern Abstand keine
Beeinträchtigung der Funktion festzustellen.
Noch erstaunlicher: Auf gut 20 Meter Entfernung und durch etliche Wände (darunter auch massive Außenwände mit 50 Zentimetern Stärke)
ließ sich beispielsweise das Licht noch ohne Schwierigkeiten ein– und ausschalten.
Eine Gartenbahn haben Vater und Tochter zwar nicht, wohl aber einen ausgedehnten Hof mit angrenzendem Garten.
Zunächst wurde wieder die Anzeige der Signalstärke geprüft, und das auf wachsende Entfernungen und auch um Häuserecken herum.
Die durch die Zäune zum Nachbargrundstück vorgegebene größte mögliche Entfernung im Freien betrug dabei etwa 26 Meter.
Zunächst wurde (das gute Wetter machte es möglich) die Zentrale im Freien aufgestellt, und zwar so, dass es aus dem größten
Teil des Gartens eine freie Verbindung ohne störende Wände gab. Bei diesem Test fiel die Anzeige der Signalstärke zwar gelegentlich
auf nur einen oder sogar gar keinen Strich ab, die Funktion und Sicherheit war jedoch in keiner Weise beeinträchtigt.
Um die 25 Meter Reichweite sind also bei passablen Bedingungen kein Problem.
Problematisch wurde es erst beim Versuch, ohne Sichtkontakt schräg durch zwei Außenmauern mit 50 Zentimeter Stärke zu funken.
Da brach der Funkkontakt ab, wurde jedoch nach „Wiedereintritt” in den Sendebereich automatisch wieder aufgenommen.
Dieser Fall ist nicht ganz Praxis–fern, da die Zentrale ja nicht unbedingt dort stehen muss, wo sich das aktuelle Triebfahrzeug befindet.
Beim nächsten Test wurde die Zentrale im Haus untergebracht und nur das Schienenanschluss–Kabel nach draußen geführt.
Das wäre beispielsweise bei drohendem Regen eine typische Situation, denn das Kästchen sollte natürlich weder feucht noch gar nass
werden. Die Zentrale wurde nahe bei einem Fenster, jedoch unterhalb des Fensterbretts im Haus aufgestellt.
Die Ergebnisse unterschieden sich in keiner Weise von den vorherigen Messungen, nur dass diesmal sogar 28 Meter Entfernung
überbrückt wurden. Sehr wahrscheinlich dürften auch 30 Meter und mehr - das ist schon beachtlich - kein Problem sein.
Dieser besonders wichtige Punkt wird im Handbuch der multiMAUSpro etwas stiefmütterlich behandelt.
Kurz wird beschrieben, wie sich der Lese–Modus einstellen lässt, und noch kürzer, dass bei der Programmierung der aktuell eingestellte
Link zum Glossar
CV–Wert angezeigt wird. Dass es über die mitgelieferte
Software funktioniert, geht aus deren Beschreibung und Menü hervor. Aber wie ist es mit der Maus selbst?
Folgende Bedingungen müssen laut Handbuch erfüllt sein, damit ein CV–Wert gelesen werden kann:
Bei einem auslesefähigen Decoder werden die aktuell eingestellten Werte angezeigt, wenn die betreffende Konfigurations–Variable
(CV) im Programmier–Modus aufgerufen wird.
Bei ersten Versuchen mit einer Lok und einem Zimo–Decoder MX64H glückte es nicht, den aktuell eingestellten
Wert auf den Bildschirm zu zaubern. Es klappte auch nicht bei Umstellung des Leseverfahrens (Bit– oder
Byte–weise). Eine „Laufschrift” belehrte darüber, dass der Wert nicht gelesen werden könne
(„Keine Bestaetigung”). Das liegt offenkundig am Decoder, worauf auch das Handbuch
schon hinweist. Mit einer beim Fachhändler des Vertrauens ausgeliehenen Lok von Trix klappte es hingegen sofort und ohne Probleme.
Wurde bei der roten multiMaus® noch das Rocomotion Interface
als Schnittstelle zum heimischen Computer benötigt, so kann die neue Zentrale per USB
(Universal Serial Bus) direkt damit verbunden werden.
Die Software ist zugekauft und stammt von Fremde Seite
Jürgen Freiwald (TrainController,
TrainProgrammer).
Mangels einer Modellbahn–Anlage können wir zu deren Funktion nicht viel sagen. Die Installation ist nicht ganz zeitgemäß, da
der Benutzer nach dem Einlegen der CD aufgefordert wird, die Installationsdateien zunächst zu speichern und dann per
Doppelclick zu starten.
Die Oberfläche der Programme wirkt ein wenig unübersichtlich und erinnert vom Design her an die
frühen Zeiten von Windows 95. Immerhin werden bei der Installation nicht ungefragt Einträge
im Startmenü oder auf dem Desktop erstellt. Mit ein wenig Einarbeitungszeit ist das Werkzeug sicher gut zu bedienen.
Für Freunde der Software bietet Jürgen Freiwald ein Forum, in dem anstehende Frage besprochen und beantwortet werden können.
Das mag durchaus mehr wert sein als eine schicke Oberfläche, zumal es bei ersten Versuchen keine Probleme mit der Funktion gab.
Ein neues Feature der multiMAUSpro®
sind die 16 programmierbaren Fahrstraßen (im Handbuch „Fahrwege” genannt). Das ist sicher nützlich. Leider hapert es
genau da im Zusammenspiel mit der Software. Denn die Bedienung dieser Fahrstraßen über den PC ist anscheinend nur mit höheren Versionen möglich.
489,- € u.v.P. sind eine Menge Geld. Es ist jedoch nicht einmal die
Hälfte von dem, was der Wettbewerb für Digitalanlagen mit Funk und meist wesentlich weniger ergonomischen Eingabegeräten
aufruft. Was nützen jede Menge Möglichkeiten, wenn sie kaum jemand braucht und sie die Handhabung erschweren? Gerade diese
ist bei der Funkmaus von Roco jedoch recht einfach, sodass sie auch für Kinder sehr geeignet ist.
Insgesamt fällt das Fazit positiv aus. Die Befreiung vom Kabel ist ein wichtiger Schritt, um in Zeiten von
Handy, WLAN und Bluetooth mitzuhalten,
und steigert den Spielspaß ganz erheblich (ob nun bei temporär im Hof aufgebauten oder stationären Anlagen).
Alles in allem gibt es wenig zu bemängeln. Das Handbuch ist nicht unbedingt eine große Leistung. Das sollte engagierte
Modellbahn–Freunde jedoch nicht abschrecken. Andererseits erreichten uns Anfang 2011 auch kritische Stimmen (siehe zweiten Kasten
am Ende dieses Abschnitts).
Sehr angenehm ist die Abwärts–Kompatibilität der bisherigen Funktionen, beispielsweise für die Lokbibliothek. Wer
schon Erfahrung mit der konventionellen multiMaus hat, kommt damit sofort klar.
Wer mehr will, kann sich auch durchaus in komplexere Aufgaben einarbeiten, wie beispielsweise Doppeltraktion, Fahrstraßensteuerung
oder die Zuordnung von Schnelltasten zu den Adressen von Weichendecodern. Die Programmierung der CV–Werte
ist ebenso wenig ein Thema wie die Handhabung „langer” Lokadressen jenseits von 255 oder die Übertragung einer
Lokbibliothek vom einen zum anderen Eingabegerät.