Dies ist der zweite und ziemlich sicher letzte Umbau–Bericht zu einem LGB–Waggon.
Der Grund dafür leuchtet schnell ein: Meist ist es mehr Arbeit, so einen Umbau halbwegs gescheit umzusetzen, als von
Grund auf ein richtig gutes Eisenbahn–Modell im Maßstab 1:22,5 komplett selbst zu bauen.
Der Wagen wurde ziemlich am Anfang der IIm–Zeit des Verfassers
beschafft. Schon bei der ersten Betrachtung stellte sich ein gravierender Mangel heraus: die Verletzungsgefahr für
die Preiser–Figuren, die sich gegenüber sitzen (weil die Sitzbänke zu wenig Abstand haben).
Diesem Übel wurde durch einen Umbau von vier auf drei „Abteile” oder genauer, Sitzbankpaare je Seite, abgeholfen.
Detaillierte Anleitungen für einzelne Bautechniken und Selbstbau–Tipps zu Modelleisenbahn–Wagen
finden Sie in den Abschnitten Fahrwerks–Grundlagen und
Fahrwerks–Modellbau sowie beim Modellbau.
Grundsätzliche Hinweise, besonders zum Fahrwerks–Bereich, gibt es auf der vorher gehenden Seite
zum Hochbordwagen.
Abschnitte dieser Seite:
Vor dem Umbau wurde zunächst eine Skizze erstellt, um einen Eindruck vom Ergebnis zu bekommen. Nachfolgend sehen Sie
die Personenwagen–Zeichnung in einer überarbeiteten, farbigen Version.
Ähnlich wie beim Hochbordwagen wurden am Fahrwerk die „üblichen” Verbesserungen vorgenommen. Diese
beinhalten das Verschließen aller überflüssigen Durchbrüche und Löcher, eine
Dreipunktlagerung sowie die Nachbildung der Druckluftbremse.
Das Foto dieses Abschnitts zeigt, wie sehr sich das Industrie–Modell dadurch - auch optisch - verändert.
Die Stromabnahme für die Waggon–Beleuchtung erfolgt hier - leider nicht ganz glücklich - über Schleifer, die
an den Radinnenseiten aufliegen. Diese können ein hochfrequente Quietschen erzeugen. Akustisch sind solche Schleifer
eine größere Freude, wenn sie auf den Laufflächen oder ganz innen, nahe der Achse, „angreifen”.
Genau wie beim Hochbordwagen wurde das Fahrwerk auseinander gesägt (Abtrennen der Rahmen–Längsträger), dann der
Mittelteil beidseitig um 5 mm schmaler gemacht und das Ganze wieder verklebt.
Der Unterschied ist - auch von der Seite her gesehen - enorm.
An die Stelle der klobigen Einachs–Drehgestelle von LGB traten Eigenbauten aus Messing.
Weitere Tipps zum Thema finden Sie im Bereich „Eigenbau–Waggons”.
Blaue Flecken am Knie sind unangenehm. Das dürfte die Figuren aus Kunststoff nicht so stören. Den Betrachter hingegen kann diese
potenzielle Gefahr sehr wohl verdrießen. Und die ist bei dem Wagen im Originalzustand sehr wohl gegeben.
Da werden nämlich auf rund 18 cm Länge im Innenraum vier „Abteile”, genauer,
vier sich gegenüberliegende Sitzbank–Paare geboten. Das wäre im Original etwa ein Meter Abstand und damit herzlich wenig - zumal
ja noch die Rückenlehnen davon abgehen. Ein einfacher Selbstversuch beweist das: Setzen Sie sich auf einen Küchenstuhl und bitten Sie
jemanden, den Abstand von dessen Rückenlehne zum Knie zu messen.
Als Vorbild–orientierter Modelleisenbahner haben Sie daher drei Möglichkeiten:
Hier fiel die Entscheidung auf die dritte Variante. Dazu müssen die Oberteile der Seitenwände und die Inneneinrichtung neu angefertigt werden.
Es war ein böses Gefummel, ohne Verletzungen von Mensch und Modell die Seitenwand–Teile heraus zu trennen, um diese anschließend
durch Eigenbauten aus Polystyrol zu ersetzen. Dabei kam ein - recht gefährliches - Kreissägeblatt für die Kleinbohrmaschine zum Einsatz.
Das zweite Bild des Abschnitts zeigt am Beispiel eines anderen Modells, wie der Aufbau solcher Seitenwand–Teile etwa aussehen kann.
Auch die Türen zu den Plattformen (darum auch Ci, „Wagen dritter Klasse mit Übergangs–Plattformen”)
vermochten nicht wirklich zu überzeugen. Sie wurden ebenfalls ersetzt. Der geneigte Leser merkt es schon - der Bastler kommt da leicht
vom Hundertsten in's Tausendste.
Anders als bei dem zweiten Beispiel lassen sich die Fenster des kleinen „Reisezugwagens” allerdings nicht öffnen.
Die Fensterscheiben beider Modelle bestehen 0,5 mm starkem
Vivak®–„Fensterglas”. Sie erhalten das hervorragende
und wirklich glasklare Kunststoff–Material im Architekturbedarf.
Die Standard–Bühnen von LGB fanden trotz der netten Scherengitter auch nicht den rechten Anklang. Da
musste etwas besseres her, also wieder ein Eigenbau aus Polystyrol und Messing.
Das Bild dieses Abschnitts zeigt den Wagen zwar im Halbdunkel, dafür jedoch umso besser den Unterschied zu den Original–Übergangsbühnen.
Gerade bei diesem Bild zeigt sich sehr gut die unschöne Wirkung der LGB–Kupplung, die von „angefressenen”
IIm–Fans respektlos „Flaschenöffner”
oder „Kapselheber” genannt wird.
Beachten Sie bitte auch, dass so ein Umbau „ganzheitlich” geplant sein will. Die neuen Streben für die Dachstützen
erfordern zum Beispiel eine passende Aufnahme im (hier gravierten) Dach. Diese Aufnahme
muss natürlich vor der Lackierung und Endmontage passend „sitzen”.
Die eigentliche Übergangs–Plattform ist klappbar und im hochgeklappten Zustand verriegelbar. Der Übergang von einem
zum anderen Waggon war beim Vorbild jedoch nur dem „Condukteur”, also dem Zugbegleiter oder
bei Kleinbahnen wohl eher Schaffner gestattet.
An den Bremsschläuchen fehlen hier noch die Kupplungen - sie sollen später aus Messinggussteilen nachgerüstet werden.
Durch die geänderte Aufteilung des Fahrgast–Raums passt natürlich die gesamte Inneneinrichtung nicht mehr. Folge:
Da muss eine neue her. Spätestens an diesem Punkt bereut der Bastler, nicht doch gleich ein echtes Vorbild nachgebaut zu haben.
Hier wurde jedoch - ohne Verdruss - die Gelegenheit für ein paar Modellbau–Übungen genutzt.
Parallel zum Umbau des Wagens entstanden neue Sitzbänke aus Echtholz. Das erste Bild dieses Abschnitts zeigt eine
Doppelsitzbank im ungebeizten und eine im gebeizten Zustand. Wichtig: Normaler Weise sollten Holzteile vor
dem Verkleben gebeizt werden, da die Klebestellen die Holz–Beize nicht mehr gut annehmen.
[ ± ]. Geätzte Gepäcknetze.
Wenn die Fenster groß genug sind oder es auch eine Beleuchtung gibt, kann der Betrachter leicht in's Innere
eines Waggons blicken. Da fällt dann die Abwesenheit von Details wie Aschenbecher, Gepäcknetzen oder Fenstergurten unangenehm auf,
noch viel mehr jedoch ein Reisezugwagen ohne Passagiere.
Diesen möglichen Mängeln wurde hier teils schon beim Bau abgeholfen.
Es war ein böses Gefummel, bis da alles so aussah wie gewünscht. Und was ist das Ergebnis? Ein Modell ohne Vorbild,
das es so wohl nie gegeben hat. Immerhin ist es nett anzuschauen. Je besser die selbst gebauten Modelle jedoch werden,
desto weniger passt der Umbau dazu.
Die Lackierung der Waggon–Teile erfolgte mit konventionellen Sprühdosen. Teile wie
die eingeklebten Fensterrahmen wurden mit dem Pinsel und Farben von Revell® abgesetzt.
Das Foto dieses Abschnitts zeigt deutlich, wie wichtig eine farbliche Gestaltung des Innenraums ist.
Die Schilder für die dritte Klasse und die für die Raucher–„Abteile” wurden auf dem Tintenstrahl–Drucker
angefertigt. Lassen Sie sich von dem Magenta–Ton der Fotos nicht täuschen - das ist ein Problem der alten Digitalkamera.
In der Silhouette ist ebenso deutlich zu erkennen, dass Wagen mit einer Druckluftbremsanlage von
der Seite her gesehen gut also solche zu erkennen sind.
Für eine sehr alte Kleinbahn mit geringem Passagier–Aufkommen ist (auch im Modell) so ein Wägelchen recht nützlich, da
es nur eine sehr geringe LüP (Länge über Puffer) hat. Damit lässt es sich auch bei geringen Nutzlängen der Gleise einsetzen.
Trotz aller Verfeinerungen und Verbesserungen ist die Basis jedoch noch deutlich zu erkennen. Besonders in der abendlichen Ansicht fallen
die LGB–Kupplungen unangenehm auf.
Kurz und knapp: Mit ein wenig Mut und Experimenten ist der Selbstbau nach konkreten Vorbildern eher zu empfehlen.