„Angefressene” Modellbauer und –bahner kennen das Problem. Nach und nach
steigen die Ansprüche an Detaillierung und Vorbildtreue. Nicht selten bringt das eigene
Konstruktionen und einen erheblich gestiegenen Aufwand mit sich.
Wie schon auf der Vorbild–Seite zum Thema Gleise und Schienen gesagt wurde, ist das
LGB®–Schienenprofil mit 8,6 mm
Höhe deutlicher höher als das höchste Vorbild - bei Regelspur–Bahnen. Das wird manche
IIm–Modelleisenbahner nicht wirklich glücklich machen
.
Die nahe liegende Idee, auf Regelspur–Gleise der Nenngröße I
zurück zu greifen, ist auch nicht so gut. Die Spurweite stimmt zwar, der Abstand der Schwellen und
die Form der Kleineisen (Schienenbefestigungen) jedoch nicht. 1:32 ist
nun mal nicht 1:22,5 .
Ein Vergleich der beispielsweise von Fremde Seite
Hegob angebotenen Neusilber–Profile mit rund 5 mm Höhe
zeigt, dass sie dem Vorbild einer „S33” Vignol–Schiene
und dem Länderbahn–Profil Va recht nahe kommen.
Damit ist die wichtigste Bedingung für den Selbstbau von Schmalspur–Gleisen erfüllt. Hier wird ein mögliches Verfahren vorgestellt.
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Neben den Schienenprofilen benötigen Sie zunächst drei Dinge.
Die Schrauben–Variante lassen wir außen vor, da sie hohe Kosten und erheblichen
Aufwand verursacht. Zur Länderbahnzeit (also vor 1920) wurden die Schienen allerdings oft
nur mit gekröpften Schienennägeln befestigt. Das ist auch im Modell gut machbar.
Welches Holz Sie für die Schwellen benutzen, hängt vorwiegend von der
Verfügbarkeit passender Leisten und dem gedachten Einsatzzweck ab. Für den Einsatz draußen
sind Hölzer wie Teak, Nuss oder Abachi gut geeignet, ebenso imprägnierte
Eiche. Für drinnen tun es auch leichter zu bearbeitende Sorten wie feinmaserige Fichte. Das
in Baumarkt erhältliche Kiefernprofil ist weniger gut geeignet.
Ein geeignetes Maß für Holzschwellen im Maßstab 1:22,5 ist 89 × 11 × 6,7 mm
(Länge, Breite, Höhe). Sie werden ganz sicher kein Holzprofil mit diesen Maßen fertig
konfektioniert finden. Ein Schreiner kann Ihnen bei Bedarf sicher passende Leisten anfertigen.
Das erste Foto dieses Abschnitts zeigt die Schritte bei der Vorbereitung der Schwellen:
Im nächsten Schritt werden die Schwellen auf einer Trägerplatte aus Sperrholz aufgeklebt. Dabei
helfen eventuell im Copy–Shop ausgedruckte oder kopierte Schablonen.
Beizen Sie nun die Schwellen, beispielsweise mit Clou®–Beize
Nummer 162 „dunkelgrau” oder einer Mischung nach Wunsch. Je nach Holzart und Auftrag werden die Schwellen
beim Trocknen wieder heller. Machen Sie daher ein paar Versuche. Das erste Foto dieser Seite und das zweite
dieses Abschnitts zeigt ein mögliches Ergebnis (hier mit Fichtenholz).
Da kommen wir zu einem etwas kniffligeren Punkt. Die Schienenaufspann–Platten
lassen sich nämlich kaum in Heimarbeit herstellen. Es geht zwar schon, würde aber angesichts der benötigten Stückzahl viel Zeit kosten.
Die Rippenplatten sind beim Original unvermutet dick. Knapp zwei Zentimeter Höhe sind da leicht drin,
was in 1:22,5 rund 0,9 mm bedeutet.
So starke Bleche lassen sich zwar noch ätzen (was wegen der „Taschen” für den
Schienenfuß die einzig praktikable Lösung ist). Die Ergebnisse werden aber werden der seitlichen
Anätzungen grausig aussehen. Dazu gibt es mehr im Modellbaubereich auf der Seite zum Thema
Ätzen zu lesen. Mehr als 0,6 mm
sind nach Ansicht des Verfassers nicht zu empfehlen - und auch das ist schon grenzwertig.
Das erste Foto dieses Abschnitts zeigt solche aus 0,6 mm
starkem Neusilber geätzte Schienenplatten. Sie wurden von Fremde Seite
Ätztechnik Herbert Caspers
angefertigt. Wenden Sie sich mit Ihren Fragen vertrauensvoll an Margret oder Thomas Engel.
Das zweite Bild zeigt die folgenden Arbeitsschritte. Beachten Sie, dass die Haltestege der
Ätzteile an einer später nicht sichtbaren Stelle unter dem Schienenfuß liegen. Dadurch können
die Streifen mit vielen Platten auf einmal behandelt und anschließend getrennt werden, ohne dass die blanken Schnittkanten auffallen.
Die heraus gelösten Platten–Streifen werden an den Längskanten zunächst mit einer
Korundschleifscheibe im Aufspanndorn der Kleinbohrmaschine entgratet und brüniert. Dann folgt
ein gespritzter Farbauftrag in einem halbwegs plausiblen Rostton und zuletzt der Auftrag von
Echtrost–Pulver, das sich leicht aus Öl– sowie Seifen–freier Stahlwolle und Essigessenz gewinnen lässt.
Leider wird es da auch noch einmal knifflig. Die hier gezeigten Beispiele wurden mit Schienennägeln von
Fremde Seite
Old Pullman
für Nenngröße 0 gebaut (Artikel–Nummer 52152). Die frühere Form ist seit einiger Zeit nicht
mehr lieferbar, da der Lieferant gewechselt wurde. Eine Alternative können
abgelängte Tacker–Klammern aus dem Baumarkt sein.
Die neue Ausführung ist dem Vernehmen nach länger und noch weicher als die alte. Schon die
erfordert bei etwas über einem Millimeter Durchmesser ein Vorbohren der Schwellen, wenn nicht
zu viele Nägel beim Eindrücken abknicken sollen. Dafür eignet sich ein Bohrer mit 0,8 mm Durchmesser.
Auf dem Bild dieses Abschnitts sind zwei noch nicht ganz eingedrückte Nägel zu sehen - und außerdem,
wie stark die seitlichen Anätzungen bei „nur” 0,6 mm
starkem Blech schon ausfallen. Die noch deutlichen Grobteile des Echtrost–Auftrags lassen sich leicht mit einem Borstenpinsel abbürsten.
Die erwähnte starke seitliche Anätzung ist durchaus kein Fehler des Ätzbetriebs. Sie lässt sich
aus physikalischen und chemischen Gründen nicht vermeiden. Abgesehen davon fällt sie aus normaler Betrachtungs–Entfernung nicht mehr auf.
Wenn Sie die Schwellen vorbereitet, gebeizt und aufgeklebt haben (beispielsweise auf
6 mm starkes Vielschicht–Sperrholz), können Sie mit der Befestigung der Schienenprofile beginnen.
Das ist leider schneller geschrieben als getan. Schon der erste Schritt kann knifflig sein.
Da müssen Sie die Bohrungen für das erste Schienenplatten–Paar
so setzen, dass die Profile später die richtige Spurweite haben und außerdem mittig auf den Schwellen „sitzen”.
Beginnen Sie an den Enden und setzen Sie dann Platten in der Mitte, das aber so wie auf dem
Foto des voran gegangenen Abschnitts - die Nägel werden also nur lose eingedrückt. Benutzen
Sie die eingeschobenen Gleisprofile als Führung und arbeiten Sie in Hälften der Abstände so
lange weiter, bis mindestens jede zweite Schwelle vorbereitet ist. Dabei kann eine Spurlehre gute Dienste leisten.
Wenn das geplante Gleisstück vorbereitet ist, können Sie nach und nach die Nägel eindrücken.
Achten Sie dabei auf die Einhaltung der Spurweite. Bei Bedarf lassen sich die Nägel ganz gut mit einer Schraubendreher–Klinge und einem Hammer mit
300 g–Kopf „auskatzen”, sprich: justieren.
Kurz und knapp: gut. Sofern Sie nicht Schienenstühle mit zu hohen Schraubenimitationen
benutzen, bleibt genug Platz für die respektlos „Pizzaschneider” genannten LGB®–Spurkränze mit über
3 mm Höhe. Das Foto dieses Abschnitts beweist es
zwar nicht, aber vielleicht haben Sie ja genug Vertrauen, um dem Verfasser zu glauben
.
Das Problem liegt - leider - an einer ganz anderen Stelle, nämlich bei den Maßen für
Weichen. Die Radsätze und Weichen von LGB®
entsprechen den Normen nicht, sodass es zu erheblichen Kompatibilitäts–Problemen in diesem Bereich kommt. Das wird aber andernorts (bei der
Eigenbau–Weiche) besprochen.
Solange es sich nur um Streckengleise handelt, haben Sie mit der hier vorgestellten Bauweise nichts zu befürchten.
[ ± ].
Chiara fixiert Schotter.
Die gängigen Hinweise werden die meisten schon gelesen haben. Danach geht nichts über echten
Steinschotter (was vom Aussehen her stimmt), und der soll mit einem Gemisch aus Weißleim, Wasser
und Spülmittel zum Brechen der Oberflächen–Spannung von Wasser und Leim fixiert werden.
Das ist alles richtig. Beachten Sie jedoch bitte zwei Punkte. Erstens ist echter Steinschotter
ziemlich schwer. Sofern ihre Gleisstücke transportabel bleiben sollen, ist ein Ersatz aus leichtem Kunststoff–Granulat eine bessere Wahl.
Lesen Sie mehr zum Thema Gleise Schottern.
Wenn Sie Ihre Gleise auf Sperrholz–Brettchen aufgebaut haben,
droht noch ein anderes Problem. Wenn die Feuchtigkeit des Klebstoff–Gemischs da eindringt,
können sich die Holzplatten an der feuchten Seite aufwerfen, also verziehen. Das dritte Foto des
Abschnitts zeigt zwei etwa 64 cm lange
Gleisstücke, die beim Trocknen in der Sonne deswegen mit einem großen Stein beschwert wurden.
Die Gefahr dieser Verwerfung besteht auch noch lange nach der Fertigstellung und Trocknung.
Ein beherzter Ruck bringt das Gleis zwar meist in die gerade Linie zurück - dabei können jedoch
Schäden am Farb– beziehungsweise Rostauftrag entstehen.