Sie wissen, was mit „jugendlicher Leichtsinn” gemeint ist? In den können leider
auch „ältere Semester” verfallen. Das zeigt sich an der hier kurz vorgestellten
Besandung. Sie ist nämlich schon so groß, dass sie nur bei etlichen Schmalspur–Dampflokomotiven
im Bahnbetriebswerk Sinn macht. Dennoch meinte der Verfasser vor Jahren, er müsse so etwas für die geplante Kleinstbahn bauen.
Diese Besandung für eine Modellbahn im Maßstab 1:22,5 besteht aus dem Sandturm und
einem Maschinenhaus. Ein Sandbunker - der noch dabei sein müsste - wurde nicht mehr gebaut. Das
Modell hat inzwischen einen neuen Besitzer gefunden.
Der Eigenbau - passend zu LGB®–Loks -
hat viel Spaß gemacht. Daher wird er hier kurz beschrieben. Leider sind nur vier passable Bilder vorhanden - den Rest müssen Sie sich dazu denken
.
Abschnitte dieser Seite:
Lokomotiven benötigen Sand, um die Traktion der Räder zu verbessern, vor allem bei Steigungen, schweren
Zügen und nassen Schienen. Dieser Streusand wird bei Dampfloks meist in dem so genannten Sanddom
(oben auf dem Kessel) mit geführt, gelegentlich auch in Behältern unterhalb des Umlaufs. Der Lokführer
kann mit einem Hebel den Sand durch die Sandfallrohre vor oder hinter die Räder rieseln lassen.
Auf dem Foto der Feldbahn–Dampflok in diesem Abschnitt ist der Sanddom mit einem Sandfallrohr vor dem Führerhaus zu sehen.
Der Sand muss natürlich trocken sein und bleiben, damit er nicht klumpt und streufähig bleibt. Daher wurde
im Bahnbetriebswerk oft der einem Bunker entnommene Sand getrocknet und mit einem Gebläse durch ein Rohr
in den Behälter oben auf dem Turm befördert. Von dort aus konnte das Betriebspersonal dann über einen
schwenkbaren Ausleger den trockenen Sand in den Behälter der Lokomotive einfüllen.
Bei dem hier gezeigten Modell befindet sich die Dampf–betriebene Trocknungsanlage und das Gebläse in einem Maschinenhaus.
Der Turm wurde auf einer passenden, kräftigen Sperrholzplatte errichtet. Die hölzernen Eckpfosten und die
Querträger sind 8 × 8 mm stark, die anderen haben
5 mm. Die Holzteile wurden vor dem Verkleben gebeizt.
Bei der Bestimmung der nötigen Maße half eine grobe, am Computer angefertigte Skizze. Umgerechnet auf
das Vorbild ist der ganze Turm rund acht Meter hoch. Die Eckpfosten hätten dort 1,5 m Abstand.
Die Leitern entstanden aus 0,8 mm–Messingblech mit Tritten aus
1 mm–Draht. Sie wurden vor der
Anbringung brüniert und schwarz gespritzt.
Beim Bau kam nur recht weiches Holz zum Einsatz. Daher war es leicht, auf den Plattform–Brettern
Nagelköpfe zu imitieren. Dafür wurden mit einer kleinen Zange Stücke von
0,3 mm–Draht in die Bohlen gedrückt, abgezwickt und verschliffen.
Der Sandbehälter entstand aus Polystyrol. Tipps zur Berechnung von Buckelblechen und Pyramiden finden
Sie auf der Mathematik–Seite bei den Modellbau–Grundlagen.
Die Nietimitationen sind aus 1 mm „dickem” Polystyrol–Rundmaterial.
Der Behälter ruht in einer Aussparung der oberen Plattform, gehalten durch ein umlaufendes Winkelprofil.
Er wurde vor der Anbringung grau gespritzt und dann leicht verwittert.
Die Anfertigung des Auslegers aus Messingrohr und dessen Anbringung war nicht ganz einfach.
Ein Tipp für so enge Radien bei Rohren findet sich auf der Seite zum Thema „Biegen”.
Der Ausleger muss natürlich auch im Modell schwenkbar sein. Unten wird er über ein Lager am Ende
der senkrechten Stütze gehalten, oben durch ein Widerlager am Schütttrichter des aufgeklebten Behälters.
Im eingeschwenkten Zustand kann das Rohr über ein Kettchen gesichert werden (im Bild am linken Pfosten).
Die „Funktionsteile” wurden mit einer immerhin beweglichen Imitation für den Verschluss
und eine kleine, dafür aber funktionale Schirmlampe ergänzt. Deren
Stromversorgung wird über unauffällig versteckte Kupferlackdrähte gesichert.
Umgerechnet auf das Vorbild wurde das „Maschinenhaus” - eher eine Bude - mit 2 ×
2 Metern Kantenlänge quadratisch gebaut. Ein Gerüst aus Holz und Polystyrol dient als Träger für das sehr „labberige” Wellblech–Imitat aus ganz
dünnem Polystyrol. Solches Material erhalten Sie im gut sortierten Modellbaubedarf, auch dem für Architekten.
Es lässt sich gut mit einer Schere schneiden.
Auf der Seite „Kleine Tankstelle” ist der Trick beschrieben, mit dem das Dach gewölbt wurde.
Die Kanten sind mit Polystyrol–Profilen versteift, ebenso die Tür– und Fensteröffnung. Das
Lamellengitter für die Frischluftzufuhr entstand auch im Eigenbau.
Innen in dem kleinen Bauwerk sind Imitationen der Dampftrocknung (aus einer alten
„Stainz”–Rauchkammer gebaut) und des Gebläses nachgebildet. Natürlich gibt es auch
hier eine trübe Elektrofunzel, die das Häuschen nachts traulich erleuchtet. Das wirkt besonders durch
den Lichtausfall am Fenster und bei den Lamellen des Gitters recht gut.
Die Tür wurde beweglich angebracht und mit einem einfachen, dafür funktionalen Riegel versehen.
Die Verglasung des Fensters besteht aus Vivak®–Kunststoffglas.
Das ist ein ausgezeichnetes Material. Sie erhalten es in verschiedenen Stärken ab
0,5 mm im Architekturmodellbau–Bedarf.
An diesem Beispiel lässt es sich gut erkennen. Modelleisenbahn–Fans wollen oft unbedingt
ein BW (Bahnbetriebswerk) haben, zumindest aber eine kleine Lokbehandlung oder Lokstation.
In einer Nenngröße wie H0 braucht so etwas schon einigen Platz und vor allem
einige Lokomotiven im täglichen Einsatz. In IIm kann
beides leicht ausarten. In den meisten Wohnungen, Kellern oder Dachböden wird es da schon eng. Darum
ist es klug, ein möglichst kleines Vorbildthema zu wählen.
Bei Kleinbahnen besteht eine Bekohlung (wenn es überhaupt eine gibt) aus einer Plattform und einem
kleinen Bansen anbei. Die Arbeit wird von Hand verrichtet. Das gilt auch für den Sand. Solange er irgendwo
trocken gelagert werden kann, genügen Eimer oder Schaufeln, um ihn einzufüllen.
Als Fingerübung oder zum Träumen von der „richtig” großen Anlage mit viel Platz und vielen
Lokomotiven ist so eine Bastelei wie diese Besandung - die so schnell nicht abgewickelt ist - allerdings sehr gut geeignet.
Wer nicht viel Freizeit hat und erkennt, dass ein kleineres Gesamtprojekt besser passt, sollte die Zeit lieber darauf verwenden.