Die überwiegende Mehrheit aller (Güter–) Wagen haben oder hatten an den
Aufbauten allerlei bewegliche Teile, beispielweise Türen, Ladeluken oder –Klappen, abbordbare oder
abklappbare Seiten– und / oder Stirnwände, dreh– oder steckbare Rungen (Kipfen).
Wie bei den Fahrwerks–Bestandteilen haben sich auch dabei bestimmte typische
Konstruktionsmerkmale etabliert, die teilweise schon seit den ersten Tagen der Eisenbahn
unverändert angewendet werden. Einige wichtige Bauformen werden nachfolgend vorgestellt.
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Schiebetüren haben den entscheidenden Vorteil, dass sie nur eine vernachlässigbare
zusätzliche Fläche zum Öffnen und im offenen Zustand benötigen. Letzteres mag
für Klapptüren auch noch gelten. In ihrem Schwenkbereich muss jedoch alles frei sein.
Lediglich bei Kühl- und Wärmeschutzwagen müssen aus Isolationsgründen
Klapptüren verwendet werden. Die Unzahl als Kühlwagen angebotener Sondermodelle mit
Schiebetüren auf Basis normaler, gedeckter Güterwagen ist meist Murks.
Die Grundkonstruktion ist bei Güterwagen–Schiebetüren stets nahezu identisch. Das Türblatt
ist in einen eisernen Rahmen aus Profilen eingepasst. An dessen unterem Ende befinden sich rechts und
links zwei paarweise Halter für die Laufrollen. Die Rollen bewegen sich mit einer Nut in der Mitte
auf einer senkrechten Schiene, die unten an Fahrwerk und / oder
Aufbau angebracht ist (siehe die Bilder in diesem Abschnitt).
Am Ende des Laufwegs bildet ein Türpuffer am Aufbau den Anschlag, am Anfang in der Regel ein längerer, senkrecht angebrachter Winkel.
Oben werden die Schiebetüren mittels einer Stange geführt. Da diese kein Gewicht zu tragen
hat, kann sie vergleichsweise dünn sein. Im einfachsten Fall befinden sich oben an den
Türecken Flacheisen mit Bohrungen für diese Stange. Oberhalb des Türöffnungsbereichs,
zuweilen auch über die gesamte Laufweite, ist eine Art Schutzdach, ein hölzerner oder eiserner
Winkel, angebracht. Er soll verhindern, dass es zwischen Tür und Aufbau hinein regnet.
Die Türgriffe sind meist soweit unten angebracht - oder zumindest einer - dass der Bahnbedienstete
sie auch vom Schotterbett aus erreichen kann. An der Aufbauseite befindet sich dann oft eine
Aufstiegs–Griffstange. Zwischen Tür und Aufbau sind meist noch Schlossfallen für Vorhängeschlösser
angebracht, stets jedoch Überwurfriegel und die dazugehörigen Fallen (letztere am Aufbau).
Schiebetüren werden auch bevorzugt in Reisezugwagen verwendet.
Bei offenen Güterwagen werden - meist - Klapptüren verwendet. Es gibt auch Typen
mit abklappbaren oder gesteckten Seitenwänden. Schiebetüren kommen nicht in Frage,
da die obere Führung die Be– und Entladung der Wagen unnötig erschweren würde.
Der Mittelpunkt der Türscharniere ist meist so nach außen verlagert, dass die Türen möglichst
weit geöffnet werden können, im Idealfall um (fast) 180°.
Die eben schon erwähnte Führung oben ist durchaus nötig, da ja vergleichsweise schwere Schüttgüter
von innen an die Türen drücken können. Daher haben viele Riegel–Konstruktionen oben einen
langen Querbalken, die die geschlossenen Türen in Längsrichtung versteift. Dieser kann
- wie hier gezeigt - als abklappbarer Überwurfhebel ausgebildet sein, der auf einer Seite
drehbar gelagert und auf der anderen mit einem Splint gesichert wird.
Auf der ersten Skizze ist zu erkennen, wie die geschlossenen Türen an drei
Stellen gesichert werden: Unten am Wagenboden–Rahmen, oben mit einer Falle über dem
Querhebel, und am linken Türflügel über eine normale Schlossfalle.
[ b ].
Das zweite Bild dieses Abschnitts zeigt ein ähnliches Prinzip an einem Klappdeckelwagen. Die Konstruktion wäre
allerdings noch stabiler, wenn der obere Querhebel auch nahe seinem Griffende in einer Falle gehalten würde.
Kühl– und Wärmeschutzwagen (siehe auch „Spezialwagen”) haben fast ausnahmslos
Klapptüren. Wie oben schon erwähnt, könnte die gewünschte Isolierung mit Schiebetüren nicht oder nur
mit großem Aufwand erzielt werden. Die Skizze zeigt die Türkonstruktion in einem Teilschnitt von oben.
„Echte” Wärmeschutz– und Kühlwagen sind stets doppelt oder sogar mehrfach beplankt. Am Türrahmen und –blatt
befindet sind eine Art Dichtungsfalz, die beim Schließen der Tür möglichst dicht zusammen gepresst werden soll.
Daher haben speziell ältere Kühlwagen zuweilen zusätzlich zu einem Hilfsriegel - der es bei leerem
Wagen ja tut - Knebelschrauben, mit denen das Türblatt fest angepresst werden kann. Im dritten Bild dieses
Abschnitts ist so eine Konstruktion abgebildet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts
wurde diese Technik nicht mehr verwendet. Statt dessen mussten die Ladearbeiter die nötige Muskelkraft
aufbringen, um die Türen vor dem Verriegeln an die Dichtlippen zu drücken.
[ b ].
Hier ist die übliche Konstruktion bei einem echten Kühlwagen zu sehen. Die Türen sind so niedrig, weil oben unter
dem Dach die Eisbehälter liegen. Die senkrechte Riegelstange greift ober– und unterhalb der Türen in Fallen ein.
Rungen und Kipfen (bayerisch) werden vor allem bei Langholz– und Schienenwagen verwendet.
Sie sind steckbar, quer zur Fahrtrichtung dreh– oder seitlich abklappbar. Das hat den
Vorteil, dass die Wagen leicht be– und vor allem entladen werden können und die Ladung bei Fahrt trotzdem gesichert ist.
Es gibt zwei Hauptsorten: Kipfen - das ist ein bayerischer Ausdruck - mit mehr oder minder quadratischem
Querschnitt, stets aus Eisen gebaut, und Flachrungen, die es früher auch aus Holz gab. Kipfstangen werden
bei Drehschemel– und Schienenwagen verwendet. Nach der Beladung werden die gegenüberliegenden Stangen
mit Ketten verbunden (siehe Skizze), um seitliche Drücke auszugleichen. Die zweite Zeichnung des Abschnitts
zeigt die Form der Wagenkastenstützen mit den Aufnahmen für die Stangen.
Die Drehschemel liefen meist auf Rollen. Ihre Kipfen waren oft seitlich abklappbar.
An den Schemelenden waren in der Regel Ketten mit Haken befestigt, die zur Sicherung der Ladung
in das Holz geschlagen wurden. Diese Ketten gab es zuweilen auch an den Aufbauten.
Die beiden unteren Skizzen zeigen die unterschiedliche Ausführung bei Flachrungen. Bei diesem
bayerischen Rm
sind die Rungenhalter und Wagenkastenstützen am Fahrwerk wie meist getrennte Teile.
An den U–Profilen der Bordwände befinden sich die Ringösen zur Sicherung der Ladung.
Die Rungen waren früher oft mit der Betriebsnummer des Wagens beschriftet, da sie als sein „Zubehör” angesehen wurden.