Besondere Transportaufgaben erfordern spezielle Wagen. So entstanden schon bei den Länderbahnen eine Vielzahl besonderer Konstruktionen,
von denen Kühl– und Kesselwagen die bekanntesten sein dürften. Je nach Ladegut kam es auf ausreichende Länge (Schienentransportwagen),
Tragfähigkeit (Schwerlastwagen), Nässeschutz (Klappdeckelwagen), Wärmeschutz oder hinreichende Luftzirkulation und Laderaumausnutzung
(Kleinviehwagen mit mehreren Böden) an.
Auch der Bahndienst erforderte Spezialwagen (Schüttgutwagen, Kranwagen, Mannschaftsfahrzeuge), ebenso taten es die gehobenen Kreise
(Luxus– und Salonwagen, Hofwagen, Pferdetransportwagen). Solchen Exoten sollen hier nicht besprochen werden, wohl aber konstruktive
Merkmale gängiger Spezialwagen der Eisenbahn.
Abschnitte dieser Seite:
Auf der vorherigen Seite wurde erklärt, warum Kühl– und Wärmeschutzwagen Klapp– statt Schiebetüren haben.
Wärmeschutzwagen haben keine wirkliche Kühleinrichtung. Sie sollen die Fracht lediglich vor zuviel Wärme schützen. Sie werden daher -
wie echte Kühlwagen - mit einer Doppelbeplankung und einer Isolierschicht gebaut. Außerdem werden beide für gewöhnlich in hellen Farben
gestrichen, meist weiß oder allenfalls hellgrau. Bei frühen Kühlwagen waren oft auch die Rahmenlängsträger und Achslager–Gehäuse weiß lackiert.
Bevor mit Strom und Kompressoren eine wirklich aktive Kühlung stattfinden konnte, wurde auf Stangeneis zurückgegriffen. Dieses Eis
wurde über Klappen im Dach der Kühlwagen in große Vorratsbehälter unter dem Dach geladen. Da Wärme nach oben steigt und Kälte nach unten sinkt,
war das eine kluge Anordnung. Die Skizzen zeigen einen Bierwagen der K.Bay.Sts.B.
nach Blatt 422 mit solchen Behältern. Achtung: Die Zeichnung ist - wie im Wagenstandsverzeichnis - ein buntes Kuddelmuddel
verschiedener Varianten dieses Wagens. So hat es ihn nie gegeben.
Die Behälter waren unten nach einer Ecke oder Kante geneigt. Dort befanden sich Ablaufrohre für das Schmelzwasser.
Die Klappen im Innenraum (siehe erste Zeichnung des Abschnitts) dienten der Revision und Reinigung der eisernen Eisbehälter.
[ b ].
Kühl– und Wärmeschutzwagen waren fast ausschließlich Privatwagen, die bei einer Bahnverwaltung eingestellt waren. Daher trugen
Sie oft prachtvolle Werbeaufschriften, –Bilder und Firmen–Logos (vergleiche das dritte Bild dieses Abschnitts mit dem Eber,
der aus dem Oval springt). Bekannt sind auf die späteren Kühlwagen der Reichsbahn und DB mit Aufschriften
wie „Seefische” oder „Kühlwagen”.
Auch Kesselwagen waren fast ausschließlich im „Privateigentum”.
Die Kessel waren ursprünglich genietet und aus mehreren „Schüssen” (Rohr–Teilen) zusammen gesetzt. Der Ablauf des Kessel
liegt in der Regel in der Mitte am tiefsten Punkt, also am Kesselschuss mit dem größten Durchmesser.
Kesselwagen mit einem Es gab jedoch auch „Füllhaus” an einer Stirnseite (und bei Bedarf einem Bremserhaus auf der anderen).
Kesselwagen haben oft durchbrochene Fahrwerke, da sie ja im Grunde keinen Boden brauchen. Neben dem
Einfüllstutzen befinden sich meist Laufstege, zumindest aber Aufstiegsleitern für das Personal.
Der Kessel ruht auf den Kesselstützen. Das Foto rechts zeigt einen Spezialwagen der Stadtgemeinde Fürth,
eingestellt bei der K.Bay.Sts.B., mit durchgehenden Kesselstützen. Viel gängiger war es
jedoch, dass die Kessel nur an beiden Enden auflagen wie im folgenden Bild.
Das Foto zeigt einen sardischen Schmalspur–Kesselwagen der F.C.S.
(Ferrovie Complementari della Sardegna) mit den typischeren, getrennten Kesselstützen.
Für Bau– und Montagearbeiten an der Strecke setzten die Eisenbahnen schon früh Kranwagen ein. Der auf dem zweiten Bild
mit einem niedrigen Bahndienst–Fahrgestell wurde 1853 für die Bayerische Nord–Süd–Bahn gebaut. Er war noch bis 1968 im
Bw Rothenkirchen im Einsatz und hatte eine
Tragfähigkeit von 1.500 kg.
Das Gegengewicht hinten war auf Schienen längsverschiebbar angeordnet, der Hebel mit der
Gewichtskugel vorne diente der Umschaltung zwischen Heben und Senken.
Der Feldbahn–Kran links gehört dem Frankfurter Feldbahn–Museum. Er hat eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem Kranwagen der Jagsttalbahn. Im Gegensatz zu diesem kann der Ausleger jedoch über eine
Doppelspindel mit Rechts– und Linksgewinde (wie bei den Hakenkupplungen) gehoben und gesenkt werden.
Die Mechanik der Kräne hat in der Regel automatische Sperrklinken, die ein ungewolltes Absenken der Last verhindern.
Neben Kühl–, Kessel- und Kranwagen gab und gibt es noch viele weitere Spezialwagen,
so zum Beispiel Latrinen–, Säuretopf–, (Luxus–) Pferdetransport–Wagen,
Brot–, Milch–, Heizwagen und sogar fahrbare Schwellen–Imprägnieranlagen.
So attraktiv alle diese Sonderbauformen sein mögen – das alltägliche Bild der Eisenbahn
bestimmten sie nicht. Der Modellbahner kann sich natürlich den Spaß gönnen und solche
Exoten gelegentlich in den Zugverband einreihen. Dabei sollten jedoch die Ausführungen
zum Thema statistische Verteilung bedacht werden.
Viehwagen sind in dem Sinn keine Spezialwagen, weil sie - ebenso wie früher Klappdeckelwagen
für nässeempfindliche Schüttgüter - in großen Stückzahlen gebaut und eingesetzt wurden.