Stückgüter - also Frachten aus abzählbaren Einheiten - sind sicher die abwechslungsreichsten
Ladegüter bei der Eisenbahn. Im Maßstab 1:22,5 lassen sich viele Modelle
gut selber bauen, die bei ein wenig Witz und bastlerischem Geschick verblüffend echt wirken können.
Tipp: Versuchen Sie, konkrete Vorbilder für Stückgut zu finden. Wenn
Sie kein Original auftreiben, tun es vielleicht auch Fotos. Überlegen Sie, mit welchen
Techniken das Modell am Besten nachzubauen ist. Für Kisten darf es Echtholz sein, Koffer
und Taschen könnten aus einer Knetmasse wie Fimo® (von
Fremde Seite Eberhard Faber)
nachgebildet werden. Wie Sie zu realistischen Säcken kommen, die sich sogar „anschmiegsam” stapeln lassen, wird weiter unten erklärt.
Bausätze für Kisten und anderes Ladegut gibt es beispielsweise im Modellbahn–Sortiment von
Fremde Seite
Faller® / Pola G.
Die Stückgut–Basteltipps sind für eine Seite zu umfangreich. Hier geht es mit Obstkisten und Säcken los.
Dazu passend gibt es eine Bauanleitung für Obst und Gemüse.
Auf einer weiteren Seite wird der Bau von Körben beschrieben.
Abschnitte dieser Seite:
Das Mitglied „Trambahner” hat im Buntbahn–Forum in zwei Beiträgen originelle
Ladegüter für sein „Hoteltram” vorgestellt und den Bau dabei detailliert beschrieben.
Die Arbeiten gefallen dem Verfasser gut, darum folgen hier zwei Verweise zu
Fremde Seite
„Weinkisten” und
Fremde Seite
„andere Ladegüter”.
Beim zweiten Thema finden Sie so originelle Dinge wie Metall–beschlagene Teekisten oder Salami von Citterio.
Das Foto dieses Abschnitts entstand bei einem Treffen im Frankfurter Feldbahn–Museum. Es zeigt besonders schön,
wie sich mit etwas Fantasie und gutem Willen originelle und individuelle Stückgüter anfertigen lassen.
Weitere Hinweise zu dem Schaustück, den Fahrzeugen und dem Vorbild finden Sie, wenn Sie im
Fremde Seite
Buntbahn–Forum nach „Riffelalp” suchen.
Der Ausdruck „ein Hoteltram” lässt es schon vermuten: Das Vorbild
liegt in der Schweiz. Die Riffelalp ist eine Zwischenstation der Gornergratbahn. Die
im Modell gezeigte Trambahn verbindet deren Station mit dem nahe gelegenen Hotel.
Aus Layout–Gründen geht es hier mit einer Weinkiste los.
Die auf dem Foto abgebildete Kiste ist 46 cm lang,
31 cm breit und 25 cm hoch.
Bei den Zeichnungen entsprechen fünf Bildpunkte einem Millimeter beim Maßstab 1:22,5.
Die Bauweise eignet sich bei anderen Maßen natürlich auch für andere Lebensmittel oder
Felderzeugnisse. Auf dem Bild weiter unten ist eine Modellkiste mit den Vorbildmaßen
60 × 40 × 30 cm
(L × B × H)
zu sehen. Das ist das „klassische” Maß für Obst und Gemüsesteigen.
Dabei kann die Höhe durchaus schwanken. Es gibt auch flachere Ausführungen, deren Eckprofile über die
Seitenleisten hinaus ragen. Diese Ausführungen haben beispielsweise nur 16 bis
20 cm Höhe über alles. Schauen Sie sich ein
Vorbildfoto der Obst– und Gemüsesteigen mit etlichen verschiedenen Ausführungen an.
Die zweite Zeichnung zeigt die „klassische” Obst– oder Gemüsesteige.
Die Eckleisten in Dreiecks–Form haben eine Kantenlänge von 45 mm
(also etwa 2 mm im Modell).
Bei beiden Zeichnungen wurden die Leisten etwas zu dick angelegt, damit sie besser zu
unterscheiden sind. So beträgt die Brettstärke bei der Weinkiste beispielsweise
10 mm. Das ist für eine Gemüsekiste schon zuviel.
Ein paar Probe–Messungen ergaben Leistendicken von 4 bis 7 mm.
Es mag allerdings sein, dass früher kräftigere Brettchen zum Einsatz kamen.
Nun wird es nicht ganz einfach sein, so eine Kiste maßstäblich mit 0,2 bis
0,3 mm dünnen Holzleistchen zu bauen. 0,5 bis
0,6 mm dürfen es sein - schon aus Stabilitäts–Gründen.
Bedenken Sie bitte auch, dass Obst– und Gemüsekisten selten vereinzelt auftauchen, sondern meist
in größerer Stückzahl. Ein Bahntransport wird meist erst bei einem Dutzend Kisten oder mehr plausibel wirken.
Das Bild zeigt von links nach rechts zwei Kisten entsprechend den oben beschriebenen
Weinkisten (hell und dunkel), dann eine klassische Steige und zuletzt eine Fischkiste.
Diese muss größer sein und darf keine Durchbrüche haben (weil dort sonst
das gestossene Eis herausfallen würde, mit dem die Fische transportiert wurden).
Im Hintergrund sind erste Experimente zur Herstellung geeigneter Obst– und Gemüse–Nachbildungen
zu sehen. Von Marcel Ackle stammt die Anregung, dafür Pfefferkörner
zu verwenden. Zahllose weitere Anregungen und Beispiele für exzellenten Modellbau
finden Sie auf seinen Seiten zum Thema Fremde Seite
Feldbahn–Modellbau.
Hier wurden statt mit Pfefferkörnern ein paar Experimente mit unreifen Vogel–, Holunder–
und anderen kleinen Beeren gemacht. Die wanderten nach der „Ernte” für 24 Stunden in
wasserlösliche, transparente Lasur und wurden dann zum Trocknen ausgelegt. Diese
Konservierungs–Methode hat sich allerdings mittelfristig nicht bewährt.
Tipp: Wenn sie gebeizte oder mit Wasserfarbe behandelte Kistchen haben wollen,
müssen Sie die Teile vor dem Verkleben gebeizt werden. An den Klebestellen greift die Beize oder Wasserfarbe nicht mehr.
Zur Montage der Kisten gibt es nicht viel zu sagen. Der Sekundenkleber wurde sparsam verwendet,
für die nötige Rechtwinkligkeit sorgen Richtklötzchen aus Messing und Stahl.
Säcke spielten zumindest früher eine ganz entscheidende Rolle bei der Bahnfracht. Daher sind sie
auch auf der Modellbahn ein willkommenes Zubehör. Was werden an Modellsäcke für Anforderungen gestellt?
Die erste Bedingung kann mit einem ausgedienten Küchenhandtuch erfüllt werden. Das sollte
weiß sein oder es zumindest einmal gewesen sein. Schmutzschatten schaden nicht.
Die typischen Gittermuster auf Küchenhandtüchern schaden auch nichts, wenn deren Raster
breit genug ist. Und weiß muss der Stoff sein, damit er sich später richtig färben lässt.
Durch den Stoff ist auch die zweite Bedingung erfüllt, die Beweglichkeit. Als Füllung bietet
sich feiner Modellkies oder wasserfestes und ungiftiges Deko–Granulat an. Je schwerer
die Füllung ist, desser besser werden die Säcke später liegen.
So, nun dürfen sich die Herren der Schöpfung einmal mit hausfraulichen Fragen beschäftigen.
Bitten Sie Ihre „bessere Hälfte” oder eine Nachbarin um weißes Polyester–Garn und
eine nicht zu kleine Nähnadel. Routinierte Junggesellen haben diese Dinge sowieso im Haus
.
Wenn Sie eine Modellbahn–begeisterte Dame sind, hat der Herr der Schöpfung nun einmal Gelegenheit, Ihnen etwas Gutes zu tun.
Schneiden Sie aus dem Handtuch Stücke von etwa 80 bis 85 mm
Länge und 40 bis 45 mm Breite heraus. Das ergibt später Säcke
mit einem Vorbild–Maß von 80 × 60 cm.
Falten Sie einen Stoffstreifen in der Mitte zusammen. Schneiden Sie sich ein hinreichend
langes Stück Garn ab und fädeln Sie das eine Ende in die Nadel ein.
Tipp: Es gibt auch Einfädelhilfen mit einer hauchdünnen Drahtöse,
siehe Abbildung auf dem Karton des letzten Fotos. Machen Sie in das andere Ende
einen doppelten Knoten, aber so, dass ein Stückchen Öse frei bleibt.
Den ersten Stich setzen Sie nahe bei der Falz an, und zwar so weit vom Rand, dass
später zwischen den Seitennähten rund 27 mm Abstand
bleiben. Ziehen Sie die Nadel durch die Öse, bildet sich automatisch ein fester Knoten. Mit dem
typischen Knubbelknoten am Ende des Nähfadens können Sie alleine nämlich keinen Blumentopf
gewinnen - jedenfalls nicht bei Küchenhandtüchern, er würde hindurch rutschen.
Nähen Sie nun in Richtung der offenen Seite. Die Länge der Stiche sollte 3 mm
nicht überschreiten. Kurz, bevor Sie oben ankommen, falten Sie die oberen, offenen Enden wie
auf der Skizze gezeigt nach außen um. Das ergibt später den oberen Saum. Achten Sie dabei auf
eine verbleibende Nutzlänge von knapp 36 mm.
Halten Sie beim Nähen den Stoff zwischen zweimal zwei Fingern straff gespannt (unten Daumen und Ringfinger, oben Zeige– und Mittelfinger).
Wenn Sie oben angekommen sind, nähen Sie genau auf derselben Strecke und über die vorhandenen
Stiche wieder zurück, diesmal jedoch so, dass die Stiche auf der entgegen gesetzten Seite liegen (Teil 2 der Skizze).
Unten angekommen verknoten Sie die offenen Enden und schneiden den Faden ab. Diese Naht
wird nun auch auf der gegenüber liegenden Seite angefertigt.
Dann wird der Sack auf links gewendet. Das ist bei den kleinen Maßen etwas fieselig.
Stochern Sie nach dem Wenden mit einem nicht zu spitzen Teil die Ecken gut heraus und ziehen Sie den ganzen Sack schön glatt.
Als der Bastler, der's so wollte, sich vom Nähen dann erholte,
dachte er so hin und her, dass es wohl das Beste wär
seine Säcke - die noch bleichen - flugs in Kaffee einzuweichen.
Dieser frei nach Wilhelm Busch umgedichtete Reim beschreibt die Überlegungen ganz genau.
Gesucht wurde nämlich ein Färbeverfahren, das eine natürliche, in den Stoff einziehende
Tönung ergibt und die „Anschmiegsamkeit” der Säcke nicht vermindert.
Dazu kam noch die Überlegung, dass der Inhalt beim Vorbild zuweilen auf die Säcke selbst abfärbt, beispielsweise bei Kohleprodukten.
Der Versuch begann mit höllenstarkem Espresso, dem einige Tropfen Spülmittel
zugesetzt wurden, um die Oberflächenspannung der Flüssigkeit zu brechen. Dadurch dringt sie besser
und tiefer in die Fasern ein. Darin blieben die Säcke über Nacht. Jede Hausfrau weiß, wie
schwer Kaffeeflecken zu entfernen sind. Gerade darum erschien die Methode geeignet.
Wie sollten aber die typischen Verschmutzungen nachgebildet werden? Nach einigem weiteren Gegrübel
fand sich eine praktikable Lösung in Form schwarzer Möbelbeize von Clou®.
Davon wurde eine kleine Menge in den Kaffee gegeben (etwa ein halber Milliliter auf 0,3 Liter Espresso).
Die Wirkung setzte erschreckend schnell ein. Schwarze Beize hat nun einmal enorme Deckkraft.
Also wurden die Säcke schnell aus dem Färbebad genommen und unter warmem Wasser ausgespült.
Jetzt folgt der eigentliche Trick. Die Säcke benötigen - auch an der Sonne - knapp zwei
Tage zum Trocknen. Werden sie während dieser Zeit geschickt gelagert und gewendet, setzen
sich die Färbestoffe an den gewünschten Seiten und Enden ab - und an den anderen Stellen
nicht. Als Trocken–Unterlage wurde hier eine alte Porzellan–Schüssel verwendet. Da gibt
es zumindest eine Chance, sie wieder sauber zu bekommen.
Auf dem zweiten Foto ist das Ergebnis gut zu erkennen - vor allem in der Großbild–Ansicht.