Die heute noch üblichen Ampeln mit dem roten, gelb–orangen und grünen Licht senkrecht untereinander
waren schon vor dem Krieg im Einsatz. Bis dahin war es aber ein langer, zunächst dorniger Weg.
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Der erste größere Versuch mit Lichtzeichen zur Regelung des Straßen-Verkehrs
wurde in Berlin am 1. Oktober 1926 gestartet. Die Signallichter der neuen „Ampeln” waren waagerecht angeordnet und zeigten die Abfolge
rot - gelb - grün. Am 2. Oktober schrieb die „Vossische Zeitung”:
Die Verkehrsampeln, die gestern Vormittag um 8 Uhr an den Hauptstraßenkreuzungen der City Berlins praktisch in Betrieb gesetzt wurden, haben völlig versagt. Es ist unmöglich, vom Verkehrsturm des Potsdamer Platzes aus den Wagenverkehr der Friedrichstadt, des alten Westens und der Bannmeile(um den Reichstag, Anm. d. Verf.)
gleichzeitig zu regeln. Nach der ersten Stunde hat sich schon gezeigt, daß diese Idee der Berliner Verkehrspolizei, mag sie auch in amerikanischen Großstädten sich durchgesetzt haben, für Berlin undurchführbar ist.(…)
Die Fahrt vom Bahnhof Friedrichstraße, die sonst nur wenige Minuten dauert, hat gestern früh, wie uns ein Droschkenchauffeur berichtet, eine halbe Stunde in Anspruch genommen, denn jede zweite Verkehrsampel, der man unterwegs begegnet, bietet Halt, und jede zweite Verkehrsampel kostet den Fahrgast mindestens 10 Pfennig.”
Quelle: „Chronik 1926”, Chronik–Verlag, Dortmund, 1985.
In Folge der eingestandenen Pannen wurde überlegt, das Links–Abbiegen an bestimmten
Kreuzungen zu verbieten, den Hauptverkehrsstraßen eine längere Grün–Phase
zu geben als kleineren Querstraßen und die Ampeln von einer Stelle aus zu bedienen, wo die Kreuzung einsehbar ist.
Ein von Daimler Benz und Siemens gestifteter Nachbau des oben erwähnten Verkehrs–Turms
steht heute wieder am Potsdamer Platz. Dort wird allerdings behauptet, die Ampel–Anlage
sei 1924 installiert worden (als ein Import aus New York).
Der ADAC spricht vom 21. Oktober 1924 als Einführungstag. Thomas Noßke nennt auf
Fremde Seite
Epoche II das Jahr 1926.
Wie auch immer, nach den üblichen Start–Schwierigkeiten stellten sich die Ampeln doch als nützliche Helfer heraus.
Die zunächst erfolgreichste - und damit typische - Bauform war auch nach 1950 noch häufig anzutreffen.
Es war eine analoge Ampel–Form: Der Verkehrsteilnehmer konnte ablesen, wie viel Zeit
bis zum nächsten Wechsel noch verstreichen würde, und sich rechtzeitig darauf einstellen.
Ihr Nachteil war, dass sie nur auf Kreuzungen verwendet werden konnte, bei denen sich höchstens zwei Straßen ziemlich rechtwinklig kreuzten.
Jeder Einmündung war eine Seite eines Kastens mit quadratischem Grundriss zugewandt.
Darauf befand sich ein Kreisring mit roten und grünen Abschnitten. In diesem Kreisring
drehte sich langsam ein weißer Zeiger mit zwei Spitzen. Die Zeiger waren für die zwei Kreuzungs–Richtungen um 90°
gegen einander verdreht. Zeigte einer auf grün, so wies der andere auf rot.
Die „Gelb–Phase” entstand dadurch, dass die roten Segmente etwas mehr als 90° hatten. Dadurch geboten für einige Sekunden
alle Seiten der Ampel „Halt”.
Unter der Ampel, die mittig oberhalb der Kreuzung aufgehängt wurde, war schon früh
ein gelbes Licht angebracht. War die Ampel außer Betrieb, signalisierte es „Vorsicht,
gefährliche Kreuzung!”. Die Kästen waren oft grau lackiert. Viele hatten ein
Dach, das sich dem oberen Teil der Rundung der Segment–Ringe anschmiegte.
Bei jüngeren Ausführungen bestanden die Ringe aus farbigem Glas, das bei Dunkelheit hinterleuchtet wurde.