Bei unserem Projekt dreht es sich um den Bau einer Modelleisenbahn im Maßstab 1:22,5 aus
der „Deutsche Reichsbahn”–Zeit, die Jahre von 1924 bis 1937. Um einigermaßen realistische Anlagen
bauen zu können, braucht es jedoch nicht nur Vorbild–Informationen zu Lokomotiven, Wagen, Gleisen und Signalen.
Mindestens ebenso wichtig und interessant sind die Menschen der jeweiligen Epoche, und da besonders deren Aussehen,
Größe und Kleidung. Bei den Modellfiguren wurde schon einiges zu diesem Thema gesagt,
beispielsweise zur geringeren Körperlänge und der von der heutigen „Mode” stark abweichenden Kleidung.
Mondäne Badeorte oder Großstädte wie Berlin mit modisch gekleideten, eleganten Menschen mit genug Geld in der
Tasche interessieren hier weniger. Für die Nachbildung einer kleinen Schmalspurbahn auf dem Land sind wir vielmehr an
der Landbevölkerung, Bauern, Arbeitern und kleinen Angestellten interessiert. Leider ist es gar nicht so einfach,
historische Aufnahmen dieser meist hart arbeitenden Menschen zu finden.
Fremde Seite
Kreisheimatpfleger Reinhold Albert war so freundlich,
uns die Wiedergabe einiger Bilder aus seinem umfangreichen Archiv zu gestatten. Vielen Dank dafür!
Wir empfehlen dazu die Lektüre der betreffenden Seiten zum Thema Fremde Seite
Heimatpflege im Landkreis Rhön–Grabfeld.
Die Bilder dieser Seite aus dem Archiv sind mit der Abkürzung „ra” gekennzeichnet.
Abschnitte dieser Seite:
Zusatzseite: landwirtschaftliche Geräte der Vorkriegszeit.
Wenn Ihre Modellbahn wirklich zur gewählten Epoche passen soll, muss alles stimmen.
Es genügt nicht, dass Loks und Wagen dem Vorbild entsprechen. Auch die Gleise müssen realistisch sein, die Gebäude, die
Straßenfahrzeuge und ebenso die Figuren, die Menschen der gewählten Zeit darstellen sollen.
Die Erntearbeiter und vor allem Arbeiterinnen mit den hellen Kopftüchern werkeln auf dem zweiten Foto östlich von Frankfurt am Main
und nördlich von Würzburg. Auch das ist wichtig, da sich die typische Kleidung je nach Region unterscheidet.
[ ± ].
Die letzte Fuhre (ra).
Dieses erste Bild des Abschnitts zeigt die letzte Fuhre im Jahr 1930 auf dem Dörfleshof bei Ottelmannshausen.
Die hohe Beladung soll eine gute Ernte andeuten.
Auf dem zweiten Bild dürfte hinten ein früher Lanz–Traktor
zu sehen sein. Zumindest in der Großbild–Ansicht ist der Glühkopf vorn deutlich zu erkennen.
Wenn Sie für Ihre Modelleisenbahn passende Figuren haben möchten, kommt einige Arbeit auf Sie zu. Wir haben das auch nicht so recht
bedacht. Umso besser ist es, dass nun klar ist, wie ein guter Eindruck zu haben ist. Beachten Sie neben den Schürzen und
Kopftüchern der Frauen die unterschiedlichen Kopfbedeckungen der Männer: meist Schirmmützen, andere Mützen oder einfach Hüte.
Mit wenigen verstreuten Figuren werden Sie auch nicht glücklich werden. Die Fotos dieses Abschnitts sind zwar gestellt,
zeigen jedoch typische Situationen der gemeinsamen Arbeit. Ein wichtiges Element Ihrer Motive sollte daher das
gemeinsame Wirken mehrerer Menschen sein.
[ ± ].
Mit Lokomobil angetriebene
Dreschmaschine, 1925 (ra).
Die mühsame Arbeit des Dreschens von Getreide erforderte aus Gründen der Effizienz eine Zusammenarbeit der Dorfgemeinschaft.
Nach einem vorab festgelegten Plan ging es - sofern eine mit Dampf angetriebene Dreschmaschine oder ein „Dreschgesteck”
mit Elektromotor vorhanden war - nach einem vorab festgelegten Plan von Hof zu Hof. In beiden Fällen betrieb ein Riemen die
eigentliche Maschine, was auf den Fotos gut zu erkennen ist.
[ ± ].
1935: Korn wird mit
dem Dreschflegel geschlagen (ra).
Eine wahre Knochenarbeit muss das Dreschen mit dem so genannten Dreschflegel sein. Das zweite Bild des Abschnitts zeigt ein
Bauernpaar bei dieser Arbeit, die Konzentration und Taktgefühl erfordert. Im deutschen
Fremde Seite
Wikipedia–Beitrag „Dreschen” ist ein
Video eingebunden, das den Vorgang akustisch gut untermalt.
Sehen Sie sich bitte auf den Fotos die Kleidung der Landbevölkerung sorgfältig an. Achten Sie dabei auf die Schürzen der Männer, die
vielen Arten der Mützen und Hüte sowie weitere Details. Für die Nachbildung im Modell bieten diese Fotos jedenfalls großartige Anregungen.
[ ± ]. Richtfest, Jahr 1930 (ra).
Auch beim Hausbau war die Hilfe der Nachbarschaft gefragt. Jung und alt packte mit an.
Auf dem ersten Bild des Abschnitts wird im Jahr 1930 das Richtfest für ein stattliches Fachwerkhaus gefeiert. Es zeigt sehr schön
das gemauerte Erdgeschoss und darüber das „Gefach”. Zimmerleute, Maurer und Handwerker anderer Gewerke feierten
gemeinsam - zuweilen wohl nicht mehr ganz nüchtern - das „Aufrichten” sowie den Dachstuhl mit den Pfetten und Sparren,
jedoch noch ohne Lattung.
Um die Bräuche besser zu verstehen, sollten Sie unbedingt diesen Beitrag lesen: Fremde Seite
„Wie unsere Häuser einst errichtet wurden”.
Da gibt es auch ein aktuelles Bild des hier gezeigten Hauses.
Vor dem Richtfest wurde der Richtbaum auf einem Pflug befestigt zum Neubau gezogen, was auf dem dritten Bild zu sehen ist. Beachten
Sie da bitte besonders die Kinder und deren Kleidung.
Einige Seiten dieses Projekts (wie diese) wenden sich zu gleichen Teilen an Vorbild– und Modellbau–Freunde.
Erstere finden bei den angegebenen Quellen ausführlichere Informationen.
„Angefressene” Freunde der Modellbahn und von gut und richtig detaillierten Modellfiguren
können jedoch hier wichtige Erkenntnisse gewinnen. Es genügt nämlich durchaus nicht, die Figuren ein wenig umzulackieren.
Posen, Größe und Kleidung müssen der jeweiligen Epoche und Gegend entsprechen, um überzeugende Ergebnisse zu erzielen.
Dabei hilft nur eine Änderung der Körpergröße, Haltung und Kleidung.
Fragen Sie sich selbst, ob die bloße Neulackierung einer bekannten Modellfigur den selben Eindruck vermittelt oder nicht.