Diese Seiten behandeln vorwiegend Themen aus der Zeit der „Deutsche Reichsbahn”. Da gab es
nicht nur in Deutschland viele interessante Entwicklungen bei der Eisenbahn, sondern natürlich auch im Ausland.
Auf dieser Seite stellen wir einige Lokomotiven und Wagen aus der Abteilung „Schienenverkehr” im
Museum „Leonardo da Vinci” (Mailand) vor, das vorwiegend Wissenschaft und Technik
gewidmet ist. Der Verfasser war da schon als Kind zu Besuch und hatte sogar Gelegenheit, den früheren Leiter des Museums,
Prof. Francesco Ogliari
(† 2009), kennen zu lernen.
Da lag es nahe, der eigenen und Eisenbahn–begeisterten Tochter nun auch einmal das Museum zu zeigen. Im April 2011
ging dieser Wunsch in Erfüllung. Wir haben natürlich etliche Fotos aus Italien mitgebracht.
In der Fremde Seite
Fahrzeughalle
im Fremde Seite
Museo Nazionale della Scienza e della Tecnica
ist es leider recht dunkel, und der Gebrauch eines Stativs ohne Sondergenehmigung verboten. Daher haben die hier gezeigten Bilder oft
nicht die gewünschte Qualität.
Abschnitte dieser Seite:
[ ± ].
Kastendampflok
„Trezzo” (BC34).
Beim Eintritt in die Halle fällt der Blick der Besucher auf enorme Gegensätze. Rechts und links stehen teils enorme Dampfrösser
und Elloks. Dem Betrachter am nächsten sind jedoch ein Pferde–Straßenbahnwagen sowie eine Kastendampflok
mit einem Waggon - also typische Stadtbahn–Fahrzeuge aus dem vorvergangenen Jahrhundert.
Das erste Foto des Abschnitts zeigt durchaus nicht - wie oft fälschlich vermutet - eine der 17 Kastendampfloks der Mailänder Linie
„Gamba de Legn'” („Holzbein”). Diese Dampflok steht woanders im Museum. Hierbei handelt es
sich um die 1908 von Henschel gebaute „Trezzo” (BC34), die je nach Quelle auf der Strecke
Monza - Trezzo - Bergamo oder Busto Arsizio - Gallarate unterwegs gewesen sein soll.
Die erste Variante erscheint etwas plausibler angesichts des Messingschilds mit dem Namen.
Davor steht eines der wohl ältesten ausgestellten Fahrzeuge, eine Pferde–Straßenbahn aus Mailand (siehe zweites Bild).
Die hoch geklappte Zugdeichsel ist auf der im Bild hinteren Seite (ihre Spitze ist gerade noch rechts hinter dem Signal zu erkennen).
Auch bei dem Stadtbahnwagen mit Mittelpuffer und offenen Plattformen, der bei der Kastendampflok steht, dürfte es sich um
ein „älteres Semester” handeln. Das Stadtwappen wie auf der Seitenwand findet sich auch heute noch
genau so auf öffentlichen Verkehrsmitteln in „Milano”.
[ ± ].
Gr. 691 (Achsfolge 2'C1').
So wunderbar die zahlreichen Dampfloks im Museum sind - so schlecht sind sie abzulichten. Die Schienen liegen sehr dicht beieinander, sodass es
schwer ist, die Dampfrösser ganz abzulichten.
Das erste Bild zeigt die Schnellzug–Dampflok 691.022. Diese Baureihe entstand 1928 bis 1931 durch einen Umbau von Maschinen der Baureihe
690. Das waren die einzigen italienischen Dampfloks mit der „Pacific”–Achsfolge 2'C'1'. Gewaltig war mit
20 t auch ihre Achslast, sodass die Loks zunächst nur auf den Strecken Chiasso - Mailand - Venedig
sowie Rom - Neapel eingesetzt werden konnten.
[ ± ].
Gr. 685 (Achsfolge 1'C1').
Auf dem zweiten Foto ist ein wenig der sehr eingekeilten Heißdampflok der Baureihe 685 zu sehen (Achsfolge 1'C1'). Diese „Renner”
wurden zwischen 1912 und 1915 gebaut und waren bis 1975 im Einsatz. Beachtlich ist die gebaute Stückzahl: 391! Die Loks
waren mit Schmidt'schen Überhitzern ausgestattet und bis zu 120 km/h schnell.
Ein Schwerpunkt dieser Seiten ist das Thema Schmalspurbahnen. Das sollte hier also auch nicht zu kurz kommen. In der Tat bietet
das Museum auch da Sehenswertes, wie die beiden letzten Fotos dieses Abschnitts beweisen.
Das dritte Bild zeigt eine Schmalspurlok der österreichischen Baureihe P, gebaut von Krauss, und das vierte die 301.2 - diese
Lok wurde auf Sizilien und in den italienischen Kolonien eingesetzt und hatte eine Hardy–Saugluftbremse.
[ ± ]. Die Bo+Bo–Ellok 430.001.
In der Halle sind vier ältere und interessante italienische Elloks zu sehen. Gleich ganz rechts vorne beim Eingang steht eine der
zwei 1900 gebauten Maschinen der Baureihe E.430 für Dreiphasen–Wechselstrom (3.000 Volt und 15 Hz)
mit den für Italien typischen Stromabnehmern. Die Loks waren auf der Valtellina–Linie im adriatischen Netz eingesetzt. Vor dem
„Ruhestand” war die ausgestellte Lok in Fortezza beheimatet, ihre Schwestermaschine in Bozen (Bolzano).
[ ± ]. E.321 und E.330.
Die Lokomotive in der Mitte auf dem zweiten Foto des Abschnitts und auf dem dritten ist eine von 17 ab 1923 gebauten
der Baureihe E.321 - eine Dreischienenlok für 650 Volt Gleichstrom mit der Achsfolge 1'C1'.
1914 wurden 16 Maschinen der Baureihe E.330 gebaut (Bild 4 des Abschnitts, Achsfolge ebenfalls 1'C1', Dreiphasen–Wechselstrom).
Diese Ellok hatte zwei ulkige Spitznamen: „cammello” (Kamel) oder
„sommergibile” (U–Boot). Die Herkunft dieser Namen ist nicht ganz klar - es könnte
das Aussehen sein, der durch die Kuppelstangen eiernde Gang oder auch, weil das Kühlwasser durch Hinzufügen aus einem Hilfsbehälter
aufgefüllt werden konnte, sodass auch lange Fahrten nicht unterbrochen werden mussten wie bei einem Kamel oder Dromedar in der Wüste.
[ ± ].
Die T3 250-05 der FNM.
1887 wurden für die gestiegenen Anforderungen der Ferrovie Nord Milano von der Maschinenfabrik Esslingen vier
Dampfloks der preußischen Bauart T3 geliefert. Diese machten sich so gut, dass noch 1917 zwei weitere fast baugleiche Loks
von Breda gefertigt wurden.
Klassisch ist die Allan–Steuerung, die parallel auch durch von Trick in Deutschland
ersonnen worden war. Es gibt auch ein Großbild der Steuerung. Die hier gezeigte
Dampflok hat ein hinten abgeschrägtes Führerhaus - etwa entsprechend dem preußischen Musterblatt
III 4 e (2) - und gegenüber den deutschen Ausführungen leicht abweichende Fenster.
Auf den ersten zwei Fotos des Abschnitts ist gut die einstufige
Westinghouse–Druckluftpumpe für die Bremsanlage zu erkennen.
Erst zwischen 1951 und 1954 wurden die „Klassiker” verschrottet. Die 205-05 aus dem ersten Baulos blieb erhalten und dient
nun dem Museum als gut erhaltenes Exponat. Die hier angegebene Baureihen–Zuordnung erfolgte erst 1940. Vorher
wurden die Loks unter den Betriebsnummern 51 bis 56 geführt.
Die Lok wird einem passenden Waggon ausgestellt, dem zweiachsigen C.359 der FNM (dritte Klasse).
Mailand ist aus vielerlei Gründen eine Reise wert. Wer auch nur die zwei interessantesten Abteilungen des Museums besuchen möchte,
sollte gut drei Stunden einplanen. Das sind der „Padiglione Ferroviario” (Eisenbahn) und die Abteilung
im zweiten Stock mit den Zeichnungen und Modellen von Leonardo. Nur wenige Meter zu Fuß entfernt ist in der Kirche
S. Maria delle Grazie Leonardos „Letztes Abendmahl” zu sehen.
Das Museum zeigt sich Kinder–freundlich. Erwachsene, die Kinder begleiten, zahlen auch nur einen ermäßigten Eintritt (2011: 7,- €).
Beliebig viele Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und einem zehnjährigen Kind innerhalb von 48 Stunden in Mailand für
5,50 € sind auch etwas, woran sich manche deutschen Städte ein Vorbild nehmen könnten. Sie erreichen das Museum zum Beispiel mit der
Straßenbahn Linie 16 vom Domplatz aus. Die Haltestelle „Sant'Ambrogio” der U–Bahn–Linie 2
(M2) ist direkt benachbart.
Alles in allem wird das Museum den auf der italienisch–sprachigen Website erhobenen Ansprüchen nicht ganz gerecht.
Vieles hat sich (wenn überhaupt) in den letzten 40 Jahren kaum verändert. Leider sind die in englischer Sprache gebotenen Informationen eher spärlich.
Sie finden das Museum hier: